Die Besiedlung des Moores südlich von Rhaude ist eine lange und äußerst komplizierte Geschichte. Sie wird sich hier nur langsam aufbauen!

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 Die Besiedlung der 'wirtschaftsfeindlichen' Moore - nicht  nur in Deutschland - hat viel mit der 'Ansiedlung von Kolonisten', aber auch mit 'Entwässerungsmaßnahmen' zu tun, weshalb dieses Thema interdiszilinär ist, man es also nicht einwandfrei einer universitären Fakultät  zuzuweisen kann. (Anmerkung: Ist aber meist bei den 'Sozialwissen- schaften' zu finden.)

   Ob das der Grund ist, daß wir uns heute so mühsam durch die verstreute Literatur durcharbeiten müssen,  mag da- hingestellt bleiben. Ich werde an dieser Stelle mit verschiedenen Beispielen darauf hinweisen, daß der 'Auszug aus Ägypten' (2.Mose 1ff: die Israeliten (semitische Viehhirten) aus dem Nildelta verdrängten um  1.200 v. Chr. gewaltsam (cf. 'Buch Josua') die Kanaaliter (oder Kanaanäer), also einer ganzen Bevölkerungsgruppe (Amoriter, Jebusiter u.a.), sowie der Zuzug ins 'gelobte Land' keine "Erfindungen der Neuzeit"  sind, sondern daß es diese Wanderbewegungen (Migration) auch in Europa schon seit Bestehen der 'Jäger und Sammler' gegeben hat. (Also noch vor der sogenannten 'Völkerwanderung' in Europa, welche in den Geschichtsbüchern unter dem Kapitel "Germanen" immer noch gerne behandelt wird.)

   Aus der einschlägigen Literatur ragt heute der Autor Klaus J. Bade hervor, der in seinem 2000 veröffentlichten Buch "Europa in Bewegung. Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart" eine 33seitige Literaturliste zitiert - also ein ganzes Thema für sich! <Klaus J. Bade ist Professor für Neuere Geschichte an der  Universität Osnabrück und Vorsitzender des Instituts für Migrationsforschung.> [Literatir-Beispiele: K.J.Bade (Hg.), Auswanderer - Wander- arbeiter - Gastarbeiter. Ostfildern 1984. - Oder: Gisbert Strotdrees, Fremde in Westfalen - Westfalen in der Fremde. Zu Geschichte der Ein- und Auswanderung von 1200 bis 1950. Münster 1996. <So ein Buch für Ostfriesland: Das wär's !> - Siehe auch: In der Fremde: Vom Leben lippischer Wanderziegler in der Kampagne. Ausstellungskatalog von Ulrike Gilhaus. Westfälisches Industriemuseum, Dortmund 1997.] <PS: Wer kennt schon das "Reichwanderungs- amt 1918-1924" ???>

 Ich möchte an dieser Stelle aber noch auf den anderen Aspekt, hinweisen, nämlich die Entwässerungsmaßnahmen von Sümpfen und Mooren. In der Roten Mappe des Niedersächsischen Heimatbundes von 2001 wird auf Seite 21 unter der Nr. 248/01 "Die Sanierung des Meliorationshauptkanals" im Landkreis Diepholz genannt:

   "Die Meliorationsgenossenschaft unterhielt einst 375 km Wasserläufe, 82 km Deiche, 524 Stauanlagen, 85 Brücken und 116 km Wege sowie Düker und  Schleusenwärterhäuser. In ihrem Gebiet - es umfaßte die Bereiche Bruchhausen, Syke und Thedinghausen - zeugen heute zahlreiche Relikte von diesem europaweit einzigartigen Be- und Entwässerungsprojekt. Neben Schleusen,  Kanälen und Gräben bildet der Meliorationshauptkanal mit 26,8 km Länge und 12 Schleusen das größte, in vielen Teilen noch erhaltene Bauwerk. Für die Sanierung dieses in vielen Bereichen stark verlandeten Baudenkmals  soll nun ein Konzept erarbeitet werden. Es bleibt zu hoffen, daß für die Durchführung der notwendigen Maßnahmen auch die erforderlichen Gelder zur Verfügung stehen."

    Wir sehen an diesem Vorhaben, daß die Zuschüttung der Fehnkanäle in Ostrhauderfehn nicht unbedingt eine 'kulturwürdige' Tat war.

   Die Ent- und Be-Wässerungsmaßnahmen gehören zu den  sogenannten 'Wasserbaukünsten', über die es eine Reihe interessanter (und teurer) Bücher gibt. [Schon die Sumerer hatten hochintelligente Wasserbau-Ingenieure im berühmten Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris!] - Dazu gehört auch der Deichbau im weitesten Sinne, denn viele Kanäle im Innern des Landes konnten nur mit Hilfe von Deichen gebaut werden. Ich hoffe, auf diese Maßnahmen zum Bau des Hauptfehnkanals bei Gelegenheit noch ausführlicher eingehen zu können, obgleich die Akten dazu, wie von Glan schreibt, leider in einer Bombennacht des 2. Weltkrieges in Bad Oynhausen verbrannt sind. (Vergl.: Albert Brahms, Anfangs-Gründe der Deich- und Wasserbaukünste. Aurich 1754; oder: Gotthilf Hagen, Handbuch der Wasserbaukunst. 1. u. 2.Bd. Berlin 1863; oder: H.J.Kühn, Die Anfänge des Deichbaus in Schleswig-Holstein. Heide 1992.)

   Das Neueste Werk hat die Gemeinde Westoverledingen im Rahmen der Deutschen Fehnroute mit Hilfe des Leader II Programms der Europäischen Union herausgebracht: "Straße der Wasserbauwerke". Broschüre über Siele,  Schöpfwerke, Sprerrwerke und Brücken; siehe Besprechung in der OZ v. 11.10.2000.

Ausgangspunkt - nicht nur des bekannten Urbarmachungs-Edikt - all dieser Maßnahmen im 18. Jahrhundert war - für unsere Gegend  wegweisend! - die Entwässerung des Oderbruchs, veranlaßt durch Friedrich d. Gr.

Friedrich II. besichtigt die Arbeiten zur Trockenlegung der Sümpfe. Nach einem Gemälde von Koch.

Die Entwässerung des Oderbruchs im 18. Jahrhundert

(aus: Erwin Nippert, Das Oderbruch.Berlin 1995. S. 91ff)

   Zur Frage, ob sich solche Hochwasserkatastrophen wie im Frühjahr 1947 im Oderbruch wiederholen können, meint Hans-Peter Trömel, Deichhauptmann in Bad Freienwalde, Naturkatastrophen seien bei allen vorausschauenden Schutzmaßnahmen nie ganz auszuschließen. Sie ergeben sich aus dem Zusammentreffen ungünstiger meteorologischer Bedingungen. Im Oderbruch vor allem im Frühjahr, bedingt durch Schneeschmelze, langandauernde Niederschläge oder Frostperioden, die zu einer geschlossenen Eisdecke und Eisversetzungen auf der Oder führen. Dieser Strom ist "der einzige in Mitteleuropa, der Grundeis bildet und je nach Minustemperaturen in der ganzen Länge innerhalb von zwei Wochen zufrieren kann. Wenn das Eis taut, ist es nahezu unmöglich, die Verschiebungen der Eisschollen vor- auszusehen. Dadurch wird die Gefahrenstelle für einen Stau unberechenbar."

   "Bewahre das Land und wehre dem Wasser" lautet die Devise der für den Hochwasserschutz im Oderbruch ver- antwortlichen Mitarbeiter des Deichverbandes um Hans-Peter Trömel. Im Frühjahr 1982 war es ihnen zusammen mit vielen Helfern bei gleicher Wetterlage und Pegelhöhe wie 1947 gelungen, das nicht weniger gefährliche Hochwasser zu bannen.

   Das Oderbruch ist eine in Jahrtausenden von Menschenhand  geschaffene, von der Wasserführung der Oder ab- hängige künstliche Landschaft. Es ist die größte eingedeichte Fläche an einem Fluß in Deutschland. In der Ebene des Oderbruchs liegt die Bodenoberfläche lediglich 5 bis 8  Meter über dem Meeresspiegel, bei Neu Wustrow sinkt das Gelände sogar auf 4 Meter ü. NN.

   Das Gebiet konnte erst durch "umfassende künstliche Entwässerungs- und Deichbauten aus einer  unwegsamen, sumpfigen Wildnis in ertragreiches Ackerland umgewandelt" werden. Das Oderbruch wird von dem mächtigen, 82 Kilometer langen, sich von Lebus nach Norden am linken Flußufer entlangziehenden Hauptoderdeich - dem "Lebensnerv" der Region - geschützt.

Die Anfänge der Deichanlagen im Oderbruch reichen in die Zeit der brandenburgischen Kurfürsten zurück. Sie sind belegt durch eine deichrechtliche Urkunde  der kurfürstlichen Brüder Joachim II. von Brandenburg und Markgraf Hans von Küstrin vom 19. August 1539, die vom Bau "unzusammenhängender Notdeiche zwischen Lebus, Küstrin und Seelow" zum Schutz gegen  Hochwasser berichtet. Damals ging es "neben der begrenzten Eindeichung von Sied- lungsschwerpunkten besonders um die Sicherung der wichtigen Handelsstraße Seelow-Küstrin". Aber auch militä- rische  Gesichtspunkte im Zusammenhang mit der Festung Küstrin spielten eine Rolle.

   Der Dreißigjährige Krieg brachte die Bemühungen um ein System der "Großkabel-" und  "Kleinkabeldeichung" im Oderbruch zum Erliegen. Erst nachdem sich Brandenburg-Preußen unter dem Großen Kurfürst wirtschaftlich einiger- maßen erholt hatte, konnte der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. die Eindeichung "aus landesväterlicher Fürsorge und zur besseren Verwertung des ausgedehnten Domänenbesitzes im Bruch" fortführen und die unvollständigen Deichanlagen schließen. Er beauftragte den Landbaudirektor  Martin Friedrich Creutz, bis zum Jahre 1717 “einen durchgehenden Deich von Lebus bis etwa Zellin” - den Hauptoderdeich - zu errichten. Aus dem Jahre 1717 stammt auch die erste Deichordnung.

 Die "Königliche Preußische Teich- und Ufer- auch Graben-und Wege-Ordnung in dem, auf beyden Seiten der Oder, zwischen Zellin und Oderberg gelegenen und bewalleten und urbar gemachten Niederbruch" aus dem Jahre 1769 regelte für das gesamte Oderbruch die Instandhaltung, Aufsicht und Beschau der Wasserläufe durch die Deichbehörde.

Eine weitere Maßnahme war um 1730 die "Entwässerung für die Königlichen Amter Wollup und Golzow" nach einem Plan des Deich- meisters Wortmann.

   Dennoch blieb die Eindeichung und Binnenentwässerung im Oderbruch in einem "unvollkommenen Zustand", bis Friedrich der Große Simon Leonhard Haerlem mit dieser grundlegenden  Aufgabe betraute.

   Der König war mit diesem Problem schon als junger Mann während seiner "Auskultatorenzeit" nach der Festungs- haft in Küstrin bekannt geworden, als er sich unter  väterlichem Druck mit der Ökonomie und Verwaltung des Oder- landes beschäftigen mußte. Nach Beendigung des 2. Schlesischen Krieges im Jahre 1745 waren es vorwiegend wirtschaftliche und finanzielle Überlegungen, die den König zu dem Projekt "einer völligen Schiffbarmachung der teilweise verwahrlosten Oder zur leichteren Verbindung der neuen preußischen Handelsstädte Stettin und Breslau und einer Ansetzung von Kolonisten in  menschenarmen Gegenden des Staates zur Vermehrung der durchschnittlich noch geringen Bevölkerung" bewogen. Mit der Regulierung und der Urbarrnachung des dortigen Sumpfgeländes konnte er dieses Ziel erreichen. Nur "etwa 5000 Seelen" lebten und arbeiteten damals im Oderbruch, die sich im oberen Teil vor allem mit Ackerbau, im niederen mehr mit Viehzucht und Fischfang beschäftigten.

   Simon Leonhard Haerlem (1701-1755), der als "geistiger Vater der Entwässerung des Oderbruchs" gilt, entstammte einer traditions- reichen hannoverschen Wasserbauer-Familie, deren Wurzeln in Holland liegen. Der Vater  und der Großvater waren Oberdeichgrafen. Der Familienname weist auf die holländische Stadt Haarlem hin, woher die Vorfahren kommen. In Holland hat man große Erfahrungen im Deichbau, gewonnen im zähen, jahrtausendelangen  Ringen mit der Nordsee, überall dort, wo man Dämme gegen das Hochwasser anlegen oder Land trockenlegen wollte, wa- ren holländische Wasserbauer gefragt. Und so schlugen sich letztendlich über die Person des mit guten Kenntnissen im Wasserbau ausgestatteten Haerlem die Traditionen und Erfahrungen der Holländer auch bei der Entwässerung des Oder- bruchs nieder. Er wurde von Friedrich II. mit der Beseitigung der Hochwasserschäden des  Jahres 1736 beauftragt und sollte außerdem einen Meliorationsplan für das gesamte Odergebiet ausarbeiten.

   Am 12. April 1746 zum Kriegs- und Domänenrat bei der Kurmärkischen Kammer berufen,  legte er Anfang 1747 einen Plan  "zur groß- zügigen Entwässerung des Oderbruchs" mit vier Schwerpunktaufgaben vor:

1. Der damalige Oderlauf von Güstebiese über Wriezen und Oderberg sollte um  23,6 Kilometer verkürzt werden, wozu die Anlage eines ca. 18,83 Kilometer langen Kanals von Güstebiese bis Hohensaaten notwendig wurde.

2. "Die bereits erfolgte Eindeichung der linken Oderseite von  Lebus bis Zellin (beendet 1717) mußte bis Hohensaaten fortgesetzt werden. Die Alte Oder war von Güstebiese bis Oderberg auf dem linken Ufer sowie von Güstebiese bis Neu-Tornow auf dem rechten Ufer einzu- deichen."

3. Zur besseren Entwässerung waren "6 Hauptgräben für die Niederung oberhalb Wriezen" und weitere Anlagen vorgesehen.

4. "Nachdem das Bruch durch Deiche und Gräben  abgetrocknet" war, sollte das gewonnene Land zur Besiedlung und Bewirtschaftung eingedeicht werden und darauf "für 1200 Familien über 40 neue Dörrer, Kolonien und Vor- werke entstehen".

    Der König, der mit Haerlems Planung einverstanden war, setzte eine Kommission für die Leitung der Entwässerungsarbeiten im Bruch ein, die dem ebenfalls zustimmte. Auch der berühmte Mathematiker Leonhard  Euler, der den Entwurf wissenschaftlich auf seine Eignung überprüfen sollte, befürwortete nach einer Ortsbesichtigung zusammen mit Haerlem und dem Kammerdirektor von Schmettau das Projekt.

   Noch  im selben Monat begann die Ausschachtung der Neuen Oder am Krummen Ort, die in der Folgezeit nicht ohne Schwierigkeiten verlief.

   Ein Schreiben der Güstebieser an den Markgrafen Karl vom Sommer des Jahres 1751 mit der Bitte, ihnen zu hel- fen, zeigt, wie sehr die Dorfbewohner unter den Entwässerungsarbeiten zu leiden hatten, welchen Übergriffen durch "das rohe Volk der Fuhrleute und Soldaten" sie  ausgesetzt waren. "Nicht nur, daß die Fuhrknechte ihre Pferde zu Flauten über die Dorrwiesen trieben, nein auch manches Stück Vieh wurde von der Wiese und aus dem Stalle, manche Frucht aus dem Garten, manches  Klafter Holz aus dem Dorfe gestohlen. Und wer sich gegen solches Gebaren zur Wehr setzte, lief Gefahr, jämmerlich verprügelt zu werden." Der Amtmann Kienitz berichtete am 10. Juli 1751 "von einer neuen großen  Prügelei, die Güstebieser Bauern mit den Fuhrleuten gehabt" hatten.

Betreff: Anfrage wegen Zachasdorf/Netze

 Datum: Sat, 21 Jul 2001 19:49:44 +0200

Von: "Karl Friedrich Marsch" <kf-marsch@netcologne.de>

An: <Wgff-l@genealogy.net

Im Jahre 1780 kaufte Christian von Zacha die Herrschaft  Strelitz. Er gründete Zachasber, die erste deutsche Kolonie im Netzebruch. Dem neuen Ort wiesen die preußischen Behörden 15 Kolonisten zu, wovon einer Krüger hieß. Ist die Siedlerliste bekannt?