DE LEVIE

   Die de Levies aus unserem Raum stammen aus dem Gebiet von Oude und Nieuwe Pekela in den Niederlanden. Dort sind sie schon seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts nachweisbar. Da der Familienname "de Levie" in den Pekela's sehr verbreitet war - wie heute noch überall auf der Welt in jüdischen Kreisen - hat man dort die verschiedenen Linien numeriert. Unsere de Levies gehören zur Linie I in Oude Pekela und zur Linie II in Nieuwe Pekela.

Die Stammeltern unserer de Levies, Heiman (Chayyim) Levi und Frauke (Fieret) Hartogs wurden 1743 in Oude Pekela registriert. Sie waren angesehene Leute. Beide beherrschten die hebräische Schrift und Heiman zusätzlich die lateinische. Von Beruf war er Schlachter und Kaufmann und nannte ein Geschäft sein eigen. Von diesem Ehepaar sind zwei Kinder überliefert: Levi Haimans (* ca. 1729, + 1801) und Benjamin Haimans (* 11. 11. 1744, + 12. 2. 1828 in Oude Pekela).

Levi war von Beruf auch Schlachter. Er war zweimal verheiratet. Die Kinder aus seiner ersten Ehe mit Frauke Hersels (+ ca. 1770) führten später den Familiennamen "van Zand", die Kinder aus der zweiten Ehe mit Beela Filippus (* ca. 1745, + 12.7. 1817 in Winschoten) nahmen den Familiennamen "van der Hak" an.

Benjamin Haimans war auch zweimal verheiratet. Seine erste Frau, Rachel Daniels, starb schon vor 1788. Von seiner zweiten Ehe mit Rosijn Isaacs Levie (* 22. 3. 1763 in Veendam, + 1845 in Oude Pekela), geschlossen am 11. 9. 1788 in Oude Pekela, gibt es einen Ehevertrag.
Wie sein Vater war Benjamin Haimans von Beruf Schlachter und Kaufmann. Aus seinen beiden Ehen gingen vierzehn Kinder hervor, die später alle den Familiennamen "de Levie" führten zusätzlich zu dem Patronymikon "Benjamins": Nochem, Frouke, Daniel, Beerendje und Leentje aus der ersten Ehe; Heiman, Hartog, David, Mozes, Hendeltje, Sara, Izak, Rebekka und Izak Aron aus der zweiten Ehe.

Sohn Hartog Benjamins de Levie (* 6. 7. 1791 in Oude Pekela, + 7. 6. 1860 in Oude Pekela) war von Beruf Schlachter. Er heiratete am 15. 4. 1815 zu Oude Pekela Geertje Gompels Kosses (* 30. 12. 1794 in Oude Pekela, + 22. 12. 1883 in Oude Pekela). Auch ihre Vorfahren lassen sich bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Oude Pekela und mütterlicherseits in Neustadtgödens zurückverfolgen. Hartog und Frau Geertje haben anscheinend immer in Oude Pekela gewohnt, denn alle ihre acht Kinder wurden dort geboren, und sie selbst wurden beide dort begraben.

Als die Kinder Jakob, Roosje, Ester, Rebekka, Gompel/ Gumpel, Benjamin, Salomon und Hinderika erwachsen waren und eigene Familien gegründet hatten, gab es in ihrem Heimatort Oude Pekela keine wirtschaftliche Perspektive mehr für alle. Deshalb beschlossen die drei jüngsten Söhne, die schon alle drei eine stattliche Kinderschar hatten, nach "Preußen" ins benachbarte Ostfriesland auszuwandern, denn in dem neuen deutschen Kaiserreich gab es für Juden keine gesetzlichen Beschränkungen mehr.

Gleichzeitig waren durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes in den Orten mit einer Bahnstation neue Zentren entstanden und die Welt war durch dieses schnelle und bequeme Transportmittel sehr viel "kleiner" geworden. Für Geschäftsleute und vor allem für Viehhändler gab es plötzlich ganz neue Perspektiven. In Leer entstand um diese Zeit ein überregionaler wöchentlicher Viehmarkt und viele Bewohner von den Pekela's sahen im benachbarten Ostfriesland eine gute Möglichkeit, sich eine Existenz aufzubauen. So auch die de Levie-Brüder.

1875 machte sich Benjamin de Levie mit Frau Geertje Meiberg und seinen fünf zum Teil schon erwachsenen Kindern zuerst auf den Weg. Er nahm seinen Wohnsitz in Stickhausen. Etwa 1878 muss auch Salomon de Levie mit seiner Familie aufgebrochen sein. Er wählte Ihrhove als Wohnsitz. 1879 zog schließlich auch Gumpel de Levie mit seiner Familie ins benachbarte Ostfriesland.                                                      

Er ließ sich in Rhaudermoor nieder, in der Rhauderwieke, hart an der Grenze zu Westrhauderfehn. Hier gab es damals zwar noch keinen Bahnanschluss wie in Stickhausen und Ihrhove, doch es bestand eine tägliche Pferdeomnibusverbindung nach Ihrhove, und es bildete sich in diesem Ort ein neues Zentrum für die sich ständig vergrößernden Fehngemeinden und die Bauerndörfer im Umfeld. Für Geschäftsleute mit Weitblick war es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch hier ein Bahnanschluss kommen würde.

Gumpel/ Gompel de Levie (* 1. 2. 1827 in Oude Pekela) war nach seinem Großvater mütterlicherseits, Gompel Jacobs Kosses, benannt. Er hatte am 3. 1. 1857 in Oude Pekela Frouke Cohen (* 14. 6. 1836 in Oude Pekela), die Schwester von Nochum Cohen, geheiratet, der sich im gleichen Jahr mit seiner Familie auf den Weg ins benachbarte Ostrhauderfehn machte.

Gumpel de Levie und Frouke geb. Cohen hatten zwölf Kinder, die alle in Oude Pekela das Licht der Welt erblickten. Drei von ihnen waren allerdings schon im Säuglings- bzw. im Kleinkindalter verstorben: Hartog (* 2. 5. 1857, + 12. 3. 1858 in Oude Pekela), Hendeltje (* 23. 4. 1858), Geertje (* 10. 7. 1859), Samuel (* 8. 12. 1860, + 18. 3. 1862 in Oude Pekela), Hartog (* 31. 10. 1862), Betje (* 25. 4. 1864), Samuel (* 7. 1. 1866), Hinderika (* 12. 6. 1867), Flora (* 23. 1. 1870), Roosje (* 29. 12. 1871), Sientje (* 18. 3. 1874) und Benjamin (* 22. 5. 1876, + 31. 7. 1876 in Oude Pekela).

Als die Familie nach Rhaudermoor zog, wohnten die drei ältesten Töchter schon nicht mehr im Elternhaus, sondern arbeiteten als Dienstmädchen in Groningen: Hendeltje und Geertje seit 1875 und Betje seit 1877. Hendeltje hatte vorher auch schon ein Jahr in Winschoten gearbeitet. Desungeachtet betrachteten diese jungen Frauen die neue Heimat ihrer Eltern und jüngeren Geschwister auch als ihr Zuhause. Sie wohnten dort zwischenzeitlich für einige Zeit und heirateten größtenteils auf dem Standesamt in Rhaudermoor.

Die beiden Söhne Hartog und Samuel waren im Teenageralter, als die Familie in Rhaudermoor ansässig wurde. Sie werden ihren Vater Gumpel bei seinen Geschäften in der fremden Umgebung sicherlich schon kräftig unterstützt haben.

Im Einwohnerverzeichnis von Ostfriesland von 1880/81 ist Gumpel de Levie schon als Schlachter in der Rhauderwieke aufgeführt. Er muss als Viehhändler einen guten Ruf gehabt haben, denn in einer Anzeige vom 27. November 1901 im Generalanzeiger macht die Schlachterei der Gebrüder Klock Reklame damit, dass in ihrem Laden eine "von G. de Levy gekaufte junge fette Queene" zur Schau aushängt. Gumpel de Levie muss gleich in dem ersten Haus hinter Dupree gewohnt haben, denn später gehörte es seinem Sohn Samuel, von dem es in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts der Mann seiner Enkelin Adele Meyer, Hermann Gumpertz, übernahm. Heute befindet sich an der Stelle das ehemalige Stammhaus des Möbelhauses Wilts.

Gumpel de Levie muss geschäftlich eng mit seinem Bruder Salomon de Levie aus Ihrhove zusammengearbeitet haben. Dieser hatte in den Jahren 1892 und 1893 von dem Kaufmann Conrad Philipp Graepel laut dessen Steuerbuch diverse Stücke Weideland in Rajen und Rhaudermoor gepachtet, die offensichtlich von Gumpel de Levie und seinen Söhnen genutzt wurden, denn von Ihrhove lagen sie viel zu weit entfernt. Ab 1894 übernahm dann auch Gumpels Sohn Samuel die Pacht dieser Ländereien und noch einiger anderer Stücke dazu. Dieser muss ab Mitte der 1890er Jahre mehr und mehr die Verantwortung für den Betrieb übernommen haben, denn im Debitoren-Hauptbuch des Kaufhauses C.A.J. Hagius aus Westrhauderfehn ist auf Seite 949 zu lesen, dass der Schlachtermeister S. de Levie aus der Rhauderwieke dort ab 1897 mehrfach Waren eingekauft hat, die er bis Juni 1899 endgültig bezahlte.

Ansonsten ist von Gumpel und Frouke de Levie nicht viel bekannt. Ob er bei der Bezirksregierung in Aurich einen Antrag auf Naturalisation gestellt hat wie seine Brüder Benjamin und Salomon, wissen wir bisher nicht.

Am 18. 1. 1904 starb Frouke de Levie geb. Cohen in Rhaudermoor. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Leer am Schleusenweg beigesetzt (Grab Nr. 179). Auf ihrem Grabstein wird als Todesort "Westrhauderfehn" angegeben. Das liegt daran, dass das Geschäftszentrum Untenende / Rhauderwieke gern als Einheit betrachtet und als "Fehn" bezeichnet wurde. Das ist auch heute noch so.

Nachdem Frau Frouke gestorben war, wurden zeitweise junge Verwandte als Haushaltshilfen beschäftigt, wie es damals üblich war, zumal die verheirateten Töchter alle ihre eigenen Familien zu versorgen hatten und Sohn Samuel unverheiratet war und sich auch später nicht verehelichte.

Bis zum 10. 1. 1907 half Julchen Müller aus Emden, die Stieftochter von Gumpels Tochter Geertje, laut Einwohnermelderegister im Haushalt bei ihren Verwandten in der Rhauderwieke aus. Ihre Nachfolgerin war die ledige Köchin Sophie Meyer aus Sögel, eine junge Verwandte von Gumpels Tochter Betje. Sie meldete sich am 2. 3. 1907, aus Duisburg kommend, in Rhaudermoor an und verzog am 27. 7. 1907 nach Sögel.

Während ihres Aufenthalts verstarb Gumpel de Levie am 14. 4. 1907 in Rhaudermoor. Er wurde zu seinem Geburtsort Oude Pekela überführt und dort auf dem Friedhof beigesetzt (Grab Nr. 76). Auch auf seinem Grabstein ist als Todesort "Westrhouderfehn" angegeben aus den bekannten Gründen.

Während der Jahre, die Gumpel und Frouke de Levie in der Rhauderwieke verbrachten, hatte sich ihr Wohnort gewaltig verändert: Die ev.-luth. Kirche hatte einen Turm bekommen, auf den die Fehntjer mächtig stolz waren, weil er zu den höchsten in Ostfriesland zählte; von Collinghorst bis ins Oldenburgerland war eine gepflasterte Chaussee gebaut worden; das kaiserliche Postamt hatte am Untenende ein imposantes Gebäude erhalten; das Geschäft C.A.I.Hagius Sohn war zu einem Kaufhaus mit städtischem Flair ausgebaut worden; der Arzt Dr. Trepte hatte sich eine neuzeitliche Praxis eingerichtet und benutzte für seine Krankenbesuche eine "Benzinkutsche". In der 1. Südwieke war eine mehrgeschossige Seefahrtsschule errichtet worden, die Offiziere auf kleiner Fahrt ausbilden konnte, und ein Kleinbahnanschluss für Westrhauderfehn war in der konkreten Planung.

In Leer war 1885 in zentraler Lage an der Heisfelder Straße eine neue Synagoge erbaut worden, geräumig genug, um die rasch wachsende jüdische Gemeinde aufzunehmen.

Nach dem Tode seines Vaters Gumpel führte Samuel de Levie das Geschäft alleine weiter. Er ist im Adressbuch des Landkreises Leer von 1910 als Viehhändler in der Rhauderwieke aufgeführt. Im Jahre 1913 kaufte er einen der Anteilscheine, die vom Männer-Turnverein Westrhauderfehn e.V. zur Errichtung eines Fonds für den Bau einer Turnhalle vergeben wurden, wie aus einer Liste des Vereins TuRa 07 hervorgeht. Über seinen Alltag während der Zeit des ersten Weltkrieges erfahren wir nichts; wir wissen auch nicht, wer ihm den Haushalt geführt hat, denn ein Einwohnermelderegister aus dieser Zeit ist nicht vorhanden. Er muss um diese Zeit schon gekränkelt haben, denn gleich nach Kriegsende, im Jahre 1919, gab er das Viehhandelsgeschäft höchstwahrscheinlich auf.                            
                                                                         Zu ihm ins Haus zog seine Nichte Adele geborene Meyer, eine Tochter seiner Schwester Betje aus Sögel. Adele hatte am 7. 11. 1919 den Weltkriegsteilnehmer Hermann Gumpertz aus Holten geheiratet, und der eröffnete in der Rhauderwieke einen Fell- und Lederwarengroßhandel mit Werkstatt und etlichen Angestellten.

Samuel de Levie verbrachte die letzten Jahre seines Lebens mit der Familie seiner Nichte Adele. Er starb "nach langem schweren Leiden", laut Todesanzeige im Generalanzeiger, am 31. 8. 1924 im Alter von nur 58 Jahren in Rhaudermoor und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Leer am Schleusenweg beerdigt (Grab Nr. 202). Auch auf seinem Grabstein ist als Todesort "Westrhauderfehn" angegeben.

Über den Verbleib des ältesten Sohnes Hartog de Levie ist nichts bekannt. Er scheint von Rhaudermoor weggezogen zu sein, als er erwachsen war. Wir wissen nur, dass er als achtzigjähriger Mann im Lager Westerbork interniert und von dort ins Vernichtungslager Sobibor deportiert wurde, wo er am 16. 4. 1943 umgebracht wurde.

Über die beiden Töchter Hendeltje und Hinderika de Levie erfahren wir auch nichts weiter. Sie haben nicht in Rhaudermoor geheiratet wie ihre übrigen Schwestern. Wahrscheinlich haben sie sich in Holland niedergelassen.


Die Tochter Geertje de Levie muss seit dem Sommer 1891 bei ihren Eltern in Rhaudermoor gewohnt haben, denn am 2. 10. 1891 gebar sie dort einen Sohn, der den Namen Hartog erhielt. Die Hebamme Talena Hagedorn meldete ihn am 7. Oktober auf dem Standesamt in Rhaudermoor an.

Am 22. 9. 1894 heiratete die Haustochter Geertje de Levie in Rhaudermoor den Schumachermeister Moritz/ Moses Müller aus Emden. Trauzeugen waren Geertjes Vater Gumpel und Moritz' Bruder, der Uhrmacher Simon Müller aus Rhaudermoor. Der hatte sich am 17. August 1873 in Rhaude von Pastor Stellwagen taufen lassen und war mit Taalke Buscher verheiratet. Durch seine Vermittlung hatte sich das Brautpaar wahrscheinlich kennengelernt.

Moritz Müller war Witwer und kam gebürtig aus Loga (* 3. 5. 1853). Er wohnte laut Adressbuch der Stadt Emden von 1887 in der Spiegelstraße 2 und war in erster Ehe mit Karoline Bamberger (* 5. 4. 1849 in Emden, + 28. 10. 1892 in Emden) verheiratet gewesen. Sie hatten sechs gemeinsame Kinder, von denen fünf noch am Leben waren: Flora (* 26. 10. 1877 in Leer), Adolf Aron (* 29. 12. 1878 in Leer), Hanna (* 28. 5. 1880 in Emden, + 1937 in Hamburg), Max (* 26. 12. 1882 in Emden, + 9. 2. 1884 in Emden), Julchen (* 17. 7. 1890 in Emden) und Karl (* 28. 10. 1892 in Emden). Da Karl am Todestag seiner Mutter Karoline geboren wurde, ist anzunehmen, dass diese im Kindbett verstarb und Karl nach ihr benannt wurde.

Geertje de Levie brachte ihren Sohn Hartog mit in die Ehe. Der erhielt laut Verfügung des Regierungspräsidenten zu Aurich vom 11. März 1898 die Erlaubnis, den Familiennamen Müller zu führen. Später nannte er sich Hartwig Müller und war von Beruf Schleifer. Er heiratete 27. 3. 1913 in Aschendorf Hiskea Johanna Frey (* 28. 3. 1890 in Völlenerkönigsfehn). Sie war die Tochter der Eheleute Eike Abben Frey und Metta geb. Pruin und gehörte der reformierten Konfession an. Das Paar wohnte in der Kleinen Deichstraße 24 in Emden und hatte vier Kinder: Gretchen Meta (* 30. 5. 1914 in Emden), Meta Anna (* 25. 9. 1918 in Hinte), Hedwig Henriette (* 22. 10. 1928 in Emden) und Hilde Johanna (* 15. 10. 1931 in Emden). Laut einer amtlichen Liste vom 12. 4. 1940, auf der "Mischehen" registriert wurden, lebte damals auch noch die Enkelin Helga (* 1. 3. 1938 in Emden), das Kind der Tochter Meta, bei ihnen im Haushalt. Hartog/Hartwig Müller starb am 19. 11. 1940 im KZ Dachau (Reg.-Nr. 1169/ Standesamt Dachau). Frau Hiskea verstarb am 6. 5. 1982 hochbetagt in Emden.

Geertje und Moritz Müller hatten noch zwei gemeinsame Kinder: Max Müller (* 21. 2. 1896 in Emden, + 18. 5. 1974 in Emden) und Gottfried Müller (* 19. 10. 1897 in Emden, + 16. 2. 1943 in Auschwitz).

Max Müller heiratete am 23. 10. 1920 Renske Peterke Schipper. Sie stammte gebürtig aus Warsingsfehn und gehörte nicht der mosaischen Religion an. Das Paar wohnte laut des Einwohnerbuches der Stadt Emden von 1934 in der Graf-Enno-Straße 18.                                

Den Eheleuten wurden sechs Kinder geboren, von denen die Zwillinge die ersten Wochen leider nicht überlebten: Max Heinrich (* 10. 3. 1921 in Emden), Gerda Hinriette (* 1. 6. 1922 in Hinte), Hinrich Bernhard (* 16. 7. 1927 in Emden), Auguste Johanna (* 26. 11. 1929 in Emden / + 28. 11. 1929 in Emden), Bernhard Hartwig (* 26. 11. 1929 in Emden / + 28. 1. 1930 in Emden) und Adolf Fritz (* 1. 6. 1931 in Emden).  

Am 8. 2. 1936 verstarb Frau Renske in Emden. Max Müller wohnte laut einer amtlichen Liste der Stadt Emden vom 12. 4. 1940 jetzt mit seinen Kindern in der Graf-Johann-Straße 23. Weil Max Müller in einer "Mischehe" verheiratet gewesen war, brauchte er seinen Heimatort jetzt noch nicht zu verlassen wie die meisten übrigen jüdischen Ostfriesen. Dieses Schicksal ereilte ihn erst gegen Ende des Krieges, denn am 23. 2. 1945 wurde er noch in das KZ Theresienstadt deportiert. Glücklicherweise überstand er die NS-Zeit bis zur Befreiung im April 1945.            Nach seiner Rückkehr heiratete er am 21. 6. 1947 in Emden Frau Helene geb. Pels. Sie war die Tochter von Nachmann Simon Pels und Johanna geb. van Dam und stammte auch gebürtig aus Emden. Sie hatte auch den Holocaust im KZ Theresienstadt überlebt, wohin man sie 1944 von Hannover aus deportiert hatte. Das Ehepaar wohnte zufolge der Adressbücher der Seehafenstadt Emden von 1956, 1959, 1964 und 1969/70 in der Klunderburgstraße 4. Max Müller war als Kassenbote tätig, bis er Anfang der sechziger Jahre- nach Frau Helenes Tod am 5. 7. 1960 -  in Rente ging.

Gottfried Müller war Schlachter und wohnte und arbeitete in den Jahren 1920/21 für einige Zeit in Rhaudermoor im Betrieb seines Onkels Samuel de Levie und seines angeheirateten Vetters und späteren Schwagers Hermann Gumpertz. Am 4. 3. 1921 meldete er sich auf dem Einwohnermeldeamt Rhaudermoor nach Emden ab.

Gottfried heiratete Erna Gumpertz (* 21. 9. 1895 in Holten), eine Schwester von Hermann Gumpertz. Sie wohnten in Emden in der Wilhelmstraße 40. Am 24. 2. 1927 wurde ihr Sohn Paul geboren. Gretchen Deters geb. Kuipers, die in den 1920er Jahren eine Zeitlang Kindermädchen im Hause Gumpertz war, konnte sich an diese Emder Verwandtschaft noch gut erinnern.

Das Ehepaar Gottfried und Erna Müller wurde gemeinsam mit Sohn Paul mit dem Transport am 14. 2. 1940 nach Berlin/Prenzlauerberg zwangsumgesiedelt. Von dort deportierte man sie mit einem Transport des Reichs-Sicherheitshauptamtes am 29. 1. 1943 nach Auschwitz. Im Archiv der Gedenkstätte Auschwitz ist der 16. 2. 1943 als Todestag von Gottfried Müller verzeichnet.

Schumachermeister Moritz Müller verstarb am 12. 11. 1910 in Emden (Reg.-Nr. 320/120 Standesamt Emden I), seine Frau Geertje geb. de Levie schloss am 5. 2. 1933 in Emden für immer die Augen (Reg.-Nr. 39/1933 Standesamt Emden I); sie musste glücklicherweise die unheilvolle Entwicklung während der NS-Zeit nicht mehr miterleben.


Gumpel und Frouke de Levies jüngste Tochter Sientje verheiratete sich ebenfalls nach Emden. Sie schloss am 21. 5. 1898 in Rhaudermoor mit dem Handelsmann Moritz Italiener die Ehe. Er wurde am 24. 4. 1872 als Sohn von Jacob Italiener und Friederike Driels in Emden geboren. Trauzeugen bei der Heirat waren Sientjes Vater Gumpel und der Handelsmann Isaak Frank aus Meppel/Niederlande.

Das Paar ließ sich in Emden nieder. Laut Einwohnermeldeverzeichnis von 1934 wohnten sie in der Großen Deichstraße 19. Moritz Italiener arbeitete seinerzeit bei der Eisenbahn.                    

Das Ehepaar hatte drei Kinder: Friederike (* 21. 1. 1899 in Emden), Frieda (* 7. 3. 1900 in Emden) und Jacob (* 30. 4. 1902 in Emden). Der Sohn wurde nach seinem Großvater väterlicherseits benannt, die beiden Töchter erhielten die Namen ihrer Großmütter.                       Jacob Italiener war 1940 laut einer amtlichen Liste noch ledig und wohnte bei seinen Eltern. Er wurde vom Amtsgericht Emden offiziell für tot erklärt. Als Todesdatum wird der 8. 5. 1942 angegeben. Daraus muss geschlossen werden, dass er umgebracht wurde.

Friederike und Frieda waren beide in einer "Mischehe" mit einem nichtjüdischen Ehepartner verheiratet und haben wohl dank dieses Umstandes den Holocaust überlebt.                                                               
Friederike war zweimal verheiratet und wohnte später in Bremerhaven, wo sie am 20. 5. 1985 verstarb.
Frieda hatte am 26. 3. 1921 Wilhelm Heinrich Janssen geheiratet. Das Paar wohnte in Emden, Große Burgstraße 8, und hatte zwei Kinder: Wilhelmine Martha (* 21. 10. 1921 in Emden) und Joseph Martin Moritz (* 14. 11. 1923 in Emden). Frau Frieda wurde am 23. 2. 1945 noch über Hamburg in das KZ Theresienstadt deportiert. Sie erlebte aber glücklicherweise bald das Ende der NS-Zeit und konnte zu ihrer Familie nach Emden zurückkehren, wo sie am 16. 11. 1980 hochbetagt verstarb.              

Sientje und Moritz Italiener sind während des Holocausts umgekommen, denn sie wurden beide auf Beschluss des Amtsgerichts Emden vom 27. 3. 1950 für tot erklärt. Moritz Italiener ist am 2. 12. 1941 in Sachsenhausen gestorben, das Amtsgericht Emden führt als Todesdatum den 31.(!) 4. 1942. Sientje Italiener geb. de Levie kam am 18. 10. 1941 im Ghetto Lietzmannstadt in Lodz um. Für sie hat das Amtsgericht Emden den 8. 5. 1945 als Todesdatum festgelegt.

Weitere ausführliche Informationen zur Familie Italiener unter http://www.genealogie-kraemmer.de


Flora de Levie heiratete am 6. 6. 1896 in Rhaudermoor den Junggesellen Philip Nerden (* 13. 4. 1870 in Amsterdam), Sohn des Diamantwerkers und Handelsmannes Eliazer Nerden und seiner Ehefrau Duifje Blitze aus der Rapenburgerstraat 77 in Amsterdam. Trauzeugen waren die Eltern der Braut, wobei auffällt, dass die Mutter in gewohnter patronymischer Manier mit ihrem Geburtsnamen F. Cohen unterschrieb.  

Flora und Philip Nerden hatten schon einen gemeinsamen Sohn Gottfried, der am 5. 12. 1888 in Rhaudermoor geboren wurde. Während der Heiratszeremonie erkannte Philip Nerden die Vaterschaft ausdrücklich an.

Die junge Familie muss fortgezogen sein. Über ihren ferneren Lebenslauf und über weitere Kinder ist nichts bekannt.


Roosje de Levie heiratete ebenfalls einen Sohn des Diamantenwerkers Eliazer Nerden und seiner Frau Duifje Blitze, nämlich Abraham Hartog (* 13. 7. 1879 in Amsterdam), allerdings nicht in Rhaudermoor, sondern wahrscheinlich in Charlottenburg ca. 1900/1901, denn am 21. 11. 1902 wurde dort ihre Tochter Dora Friederike geboren.   

Wie Hermann Adams in seinem Buch "Juden in Ihrhove" berichtet, war Abraham Nerden ein Kunsthandwerker, der seinen Lebensunterhalt als "Reisender" verdiente, wie man damals die Vertreter nannte. Im Jahre 1903 zog die Familie nach Ihrhove, und am 18. 2. 1905 wurde dem Ehepaar dort der Sohn Gustav Eduard geboren.

Etwa um 1910 erwarb Abraham Nerden am Tjücher Weg zwei Grundstücke. Er baute darauf ein Haus und eröffnete eine Einrahmungswerkstatt und einen Leistengroßhandel. Als das Geschäft florierte, wurde nebenan ein größeres Haus mit einer Rampe erbaut und das andere Haus verkauft.

Nachdem die Familie in Ihrhove heimisch geworden war, trat Abraham Nerden der altreformierten Kirche bei und wurde dort am 25. 10. 1908 getauft. Seine Frau Roosje und die Kinder blieben ihrem mosaischen Glauben treu.

Am 26. 7. 1926 verstarb plötzlich die Tochter Dora nach kurzer schwerer Krankheit. Sie wurde auf dem Friedhof in Leer am Schleusenweg beerdigt (Grab Nr. 204).

1933 erkannte die Familie Nerden sehr früh die Zeichen der Zeit. Haus und Grundstück wurden verkauft, und die Nerdens zogen nach Apeldoorn in Holland. Dort wohnten sie am Elsweg 57.

Frau Roosje Nerden geb. de Levie verstarb am 26. 1. 1939 in Apeldoorn und wurde dort auf dem Friedhof beerdigt. Sohn Gustav Eduard heiratete am 13. 6. 1940 - schon während der deutschen Besatzung - in Amsterdam Rebecca Polak (* 5. 5. 1903 in Amsterdam).

Alle wohnten jetzt in der Regentesslaan 20 in Apeldoorn bis zu ihrer Deportation ins Lager Westerbork.

Abraham Hartog Nerden verstarb am 23. 4. 1943 im Vernichtungslager Sobibor. Gustav Eduard Nerden kam im KZ Auschwitz um, laut Rotem Kreuz am 5. 12. 1942, nach den Gedenkboeken des Herinneringszentrum Westerbork am 28. 2. 1943. Rebecca Nerden geb. Polak wird dort als "vermisst" geführt. Sie hat jedoch glücklicherweise den Holocaust überlebt und sich später in Holland wieder verheiratet. Im Jahre 1983 war sie in Ihrhove, dem Geburtsort ihres ersten Ehemannes Gustav Nerden, zu Besuch. Ihren Lebensabend verbrachte sie in Amsterdam.


Betje de Levie heiratete am 15. 1. 1884 in Rhaudermoor den Handelsmann Meyer Meyer aus Sögel. Trauzeugen waren ihr Vater Gumpel und der Handelsmann B. Cohen aus Oude Pekela.

Meyer Meyer (* 8. 11. 1853 in Sögel) stammte aus der prominenten Händlerfamilie Meyer in Sögel; seine Eltern waren der Handelsmann Jacob Meyer und Sophie geb. Rheine. Deren Grabsteine sind auf dem jüdischen Friedhof in Sögel vorhanden.  

Das junge Paar muss zuerst in Westrhauderfehn gewohnt haben, denn ihr erstes Kind, die Tochter Frauke, wurde am 15. 5. 1885 dort geboren.

Kurze Zeit später sind sie nach Sögel gezogen, denn die übrigen zwölf Kinder kamen alle dort zur Welt:

Jacob (* 26. 8. 1886), ein männliches Kind ohne Vornamen (* 8. 7. 1888, + 14. 7. 1888 in Sögel), Adele (* 11. 9. 1889, + 5. 7. 1892 in Sögel), Hermann (* 19. 4. 1891), Klara (* 12. 2. 1893), Hartwig (* 27. 1. 1895), Adele (* 21. 2. 1897), Carl (* 10. 6. 1899), Johanna (* 2. 5. 1901), Max (* 20. 7. 1903), Rosa (* 29. 3. 1905) und Sally (* 11. 5. 1908).

Betje Meyer geb. de Levie nannte sich in Sögel Bertha. Unter diesem Namen ist wird sie dort auch in den Urkunden des Standesamtes geführt. Sie starb am 15. 11. 1934 in Sögel. Ihr Grabstein ist auf dem dortigen jüdischen Friedhof leider nicht mehr vorhanden.

Ihr Ehemann Meyer Meyer war zu der Zeit wahrscheinlich noch am Leben, denn bei Bertha Meyers Sterbeeintrag im Standesamtsregister heißt es: "war verheiratet mit Meyer Meyer". Bei verwitweten Ehegatten wurde laut Standesbeamtin Kohne normalerweise "war verheiratet gewesen mit" eingetragen. Da kein Sterbeeintrag von Meyer Meyer im Sögeler Standesamtsregister zu finden ist, muss angenommen werden, dass er woanders gestorben ist.

Von den Kindern ist anscheinend nur der Sohn Hermann in Sögel wohnhaft geblieben. Er heiratete am 9. 3. 1933 Ida Sanders (* 9. 1. 1901) in Wesel. Das einzige Kind des Ehepaares, Sally, wurde am 19. 11. 1938 in Sögel geboren. Die junge Familie wurde laut Transportliste von 1941/42 in ein Konzentrationslager deportiert. Auf Beschluss des Amtsgerichts Sögel vom 14. 12. 1963 (AZ. II 10/63) wurden Hermann Meyer und sein Sohn Sally für tot erklärt. Als Todesdatum wurde bei beiden der 20. 12. 1942 angegeben. Über das Schicksal von Frau Ida sind keine Angaben zu finden. Auf den Gedenktafeln des Friedhofs Sögel sind alle drei Namen aufgeführt.

Der Sohn Hartwig Meyer fiel am 21. 7. 1915 im I. Weltkrieg. Sein Name ist auf dem Gedenkstein für die Gefallenen auf dem jüdischen Friedhof in Sögel aufgeführt.

Der jüngste Sohn Sally hat den Holocaust überlebt. Er heiratete am 22. 2. 1955 zum zweiten Mal in Kaiserslautern. Über seine Ehefrauen ist nichts bekannt.

Die Tochter Klara heiratete im Jahre 1937 in Duisburg, Standesamt Duisburg-Mitte (Reg.-Nr. 1647/1937). Der Name ihres Ehemannes ist nicht überliefert.

Zwei Töchter, Adele und Frauke, heirateten in Sögel vom Elternhaus aus, und zwar zwei Brüder.

Adele heiratete am 17. 11. 1919 den Kaufmann Hermann Gumpertz (* 13. 4. 1892 in Holten) und Frauke, die sich später Frieda nannte, heiratete am 15. 5. 1922 dessen Bruder Sally (* 6. 5. 1888 in Dörnigheim).

Über den weiteren Lebensweg dieser beiden Familien wird in dem Kapitel "GUMPERTZ" berichtet.




Zeichenerklärungen

*   geboren

 oo  verheiratet

+   gestorben

#   begraben



Bourtanger

Weinberg

Grünberg

Cohen

de Levie

Gumpertz

BenBrith


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Familie de Levie -Übersicht

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   Der Familienname de Levie ist bei den Juden in aller Welt
 sehr verbreitet, weist er doch darauf hin,
dass diese Namensträger zum Stamme Levi gehören.
Unsere Familie de Levie stammt aus Oude Pekela/Holland
und ist dort schon seit
der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts nachweisbar.
Da es viele Familien de Levie in Pekela und Umgebung gibt,
 wird diese Linie als  DE LEVIE I  geführt. 

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Eltern (A)

 

A.
 
Gumpel/Gompel de Levie             oo           Frouke Cohen 
*  1.  2. 1827                   3. 1. 1857     * 14.  6. 1836   
  Oude Pekela                   Oude Pekela       Oude Pekela 
+ 14.  4. 1907                                  + 18.  1. 1904 
  Rhaudermoor                                     Rhaudermoor  
# Oude Pekela Nr. 76                            # Leer/Am Schleusenweg
                                                  Nr. 179             
 
Gumpel de Levie war der Sohn des Schlachters
und Handelsmannes Hartog de Levie und der Geertje Gompels Kosses.
Er wuchs mit sieben Geschwistern auf und wurde "vleeshower".
Mit Ehefrau Frouke hatte er zwölf Kinder,
 die alle in Oude Pekela geboren wurden,
von denen aber drei schon im Kleinkindalter verstarben.
 Seine beiden jüngeren Brüder wanderten vor ihm nach Ostfriesland aus.
Benjamin de Levie ließ sich 1875 mit seiner Familie in Stickhausen nieder,
 Salomon de Levie zog 1878 mit seiner Familie nach Ihrhove.         
 
1878/79 machten sich auch Gumpel de Levie und Frau Frouke
 auf den Weg nach Ostfriesland.
Die beiden ältesten Töchter waren zu der Zeit
schon in Winschoten bzw. Groningen als Hausmädchen in Stellung,
 die übrigen Kinder zogen mit ihren Eltern nach Rhaudermoor in die Rhauderwieke.
Im Adressbuch des Amtes Stickhausen von 1880/81
 ist Gumpel de Levie als Schlachter in der Rhauderwieke aufgeführt.
Ob Gumpel de Levie - wie seine Brüder Benjamin und Salomon -
beim Regierungspräsidenten in Aurich
die "Naturalisation" beantragt hat, ist nicht bekannt.
Gumpel de Levie wurde nach seinem Tode 1907
nach Oude Pekela überführt und dort beerdigt,
während Frau Frouke 1904 in Leer begraben wurde.
 
 
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Kinder (B)
 
B.1.
 
Hartog de Levie 
*  2.  5. 1857 Oude Pekela
+ 12.  3. 1858 Oude Pekela
 
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B.2.
 
Hendeltje de Levie
* 23. 4. 1858 Oude Pekela
+
 
Hendeltje de Levie arbeitete 1874 als Dienstmädchen
in Winschoten und 1875 in Groningen. 
 
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B.3.
 
Geertje de Levie                oo          Moritz/Moses Müller
* 10.  7. 1859 Oude Pekela   22. 9. 1894    *  3.  5. 1853 Loga 
+  5.  2. 1933 Emden         Rhaudermoor    + 12. 11. 1910 Emden 
  StAmt I Nr. 39/1933         Nr. 2/1894       StAmt I Nr. 320/1910
 
Moritz Müller war ein Schustermeister aus Emden.
 Er war verwitwet und in erster Ehe mit Karoline Bamberger verheiratet gewesen.
Zu seinem Haushalt gehörten die Töchter
Flora, Hanna und Julchen, sowie die Söhne Aron und Karl.
Frau Geertje brachte den nichtehelichen Sohn Hartwig /Hartog mit in die Ehe.
Gemeinsam hatten sie noch die Söhne Max und Gottfried. 
 
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Eltern und Geschwister Müller:
 
Mendel Simon Müller              oo          Friederike Goldschmidt 
*                                            *                       
+ vor 1894                                   + 27.  7. 1879 Loga  
 
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Geschwister:
 
Simon Mendel Müller            oo              Taalke Busker (Buscher)
*  7.  7. 1848 Loga        7. 9. 1873          * 22.  6. 1851 
¸ 17.  8. 1873 Rhaude        Rhaude              Westrhauderfehn
+     ca. 1911                                 +     ca. 1941  
      Rhaudermoor?                               Rhaudermoor?    
 
Simon erhielt nach seiner Taufe durch Pastor Stellwagen/Rhaude
 statt des Patronymikons Mendel den Zwischennamen Immanuel/Emmanuel.
Simon Müller war von Beruf Uhrmachermeister
und wohnte mit Frau Taalke und den beiden Kindern Gerd und Simon
in der Rhauderwieke.
Das Uhrmacherhandwerk hat sich bei seinen Nachkommen
bis in die Urenkelgeneration erhalten.
 
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Moritz/Moses Müller          I.oo        Karoline Bamberger  
*  3.  5. 1853 Loga         Emden?       *  5.  4. 1849 Emden
+ 12. 11. 1910 Emden                     + 28. 10. 1892 Emden
 
                            II.oo        Geertje de Levie 
                                         s.o.!           
 
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B.4.
 
Samuel de Levie
*  8. 12. 1860 Oude Pekela 
+ 18.  3. 1862 Oude Pekela  
 
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B.5.
 
Hartog de Levie 
* 31. 10. 1862 Oude Pekela
+ 16.  4. 1943 Sobibor                           
 
Hartog de Levi wurde als erwachsener Mann in Holland sesshaft.
1943 wurde über das Lager Westerbork nach Sobibor deportiert,
wo man ihn umbrachte.
 
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B.6.
 
Betje/Berta de Levie             oo            Meyer Meyer 
* 25.  4. 1864 Oude Pekela    15. 1. 1884      * 8. 11. 1853 Sögel 
+ 15. 11. 1934 Sögel          Rhaudermoor      + n.1934 nicht in Sögel
 
Betje de Levie arbeitete 1877 als Dienstmädchen in Groningen.
 Nach ihrer Heirat mit dem Handelsmann Meyer Meyer
 wohnte das junge Paar zuerst in Westrhauderfehn,
 denn dort wurde die älteste Tochter Frauke geboren.
Spätestens 1886 war die Familie schon in Sögel ansässig,
 wo noch vier weitere Töchter
und sieben Söhne zur Welt kamen.                 
 
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Eltern und Geschwister Meyer
 
Jacob Meyer                    oo            Sara/Sophie Rheine     
* 20.  7. 1807 Sögel       1. 11. 1848       * 24.  2. 1817 Haren     
+ 27.  2. 1894 Sögel          Haren          +  9. 12. 1887 Sögel     
# Friedhof Sögel                             # Friedhof Sögel         
 
Jacob Meyer war von Beruf Schlachter und Weißgerber in Sögel.
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Geschwister:
 
 
Dina Meyer        
* 29.  6. 1844 Haren (vorehelich) 
 
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Adel Meyer          
* 11. 12. 1849 Sögel   
 
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Henriette Meyer      
* 17.  3. 1852 Sögel 
 
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Meier (Meyer) Meyer   s. o. !
 
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Moses Meyer  
*  7.  1. 1856 Sögel 
+  3. 10. 1866 Sögel 
 
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Clara Meyer   
*  6.  8. 1858 Sögel  
 
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B.7.
 
Samuel de Levie
*  7. 1. 1866 Oude Pekela
+ 31. 8. 1924 Rhaudermoor
# Leer/Am Schleusenweg Nr. 202
 
Samuel de Levie blieb unverheiratet. Er übernahm das Viehhandelsgeschäft von seinem Vater
Gumpel und auch das Haus in der Rhauderwieke. 1910 ist Samuel de Levie als Viehhändler in
der Rhauderwieke im Adressbuch des Kreises Leer verzeichnet. Von seinem Onkel Salomon de
Levie aus Ihrhove übernahm er schon vor der Jahrhundertwende in Rajen und Rhaudermoor
etliche Hektar Pachtland, die dem Westrhauderfehner Kaufmann Conrad Philipp Graepel
gehörten. Um 1919/1920 richtete Hermann Gumpertz aus Holten, der Ehemann seiner Nichte Adele
Meyer, in seinem Haus einen Fell-und Lederwarenhandel, sowie eine Werkstatt ein. In der
Familie seiner Nichte verbrachte er auch seinen Lebensabend.
 
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B.8.
 
Hinderika de Levie
* 12. 6. 1867 Oude Pekela
 
Von ihr ist nichts weiter bekannt. Sie hat nicht in Rhaudermoor geheiratet.
 
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B.9.
 
Flora de Levie                   oo             Philip Nerden
* 23.  1. 1870                6. 6. 1896        * 13. 4. 1870 
  Oude Pekela                 Rhaudermoor         Amsterdam   
+                             Nr. 6/1896        +              
 
Philip Nerden war der Sohn des Amsterdamer Handelsmannes und Diamantwerkers Eliazar Nerden
und seiner Ehefrau Duyfje Blitze. Sein Stand wird mit "Junggeselle" angegeben. Frau Flora
und er hatten schon einen gemeinsamen vorehelichen Sohn Gottfried (* 1. 12. 1888
Rhaudermoor), was im Heiratsregister ausdrücklich vermerkt wird.
Die junge Familie nahm ihren Wohnsitz nicht in Rhaudermoor; über ihren weiteren Verbleib ist
nichts bekannt. 
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B.10.
 
Roosje/Rosa de Levie            oo            Abraham Hartog Nerden 
* 29. 12. 1871 Oude Pekela   ca. 1900/1901    * 13.  7. 1879 Amsterdam
+ 26.  1. 1938 Apeldoorn     Charlottenburg?  ¸ 25. 10. 1908 Ihrhove                        

                     
                                              + 23.  4. 1943 Sobibor
 
Rosa de Levie und der "Reisende" Abraham Nerden haben wahrscheinlich in
Berlin-Charlottenburg geheiratet, denn ihre Tochter Dora wurde dort geboren. Ab 1903 wohnte
die Familie in Ihrhove, wo Abraham Nerden sich selbständig machte und im eigenen neuen Haus
am Tjücher Weg ein Einrahmungsgeschäft und einen Leistengroßhandel betrieb. Dort wurde auch
der Sohn Gustav Eduard geboren.  
Im Oktober 1908 ließ Abraham Nerden sich in der altreformierten Kirche in Ihrhove taufen,
Frau Rosa und die Kinder behielten jedoch weiterhin ihren mosaischen Glauben bei.
Im Jahre 1926 verstarb plötzlich Tochter Dora nach kurzer heftiger Krankheit. Sie wurde in
Leer auf dem jüdischen Friedhof am Schleusenweg beerdigt.
Im September 1933 verkauften die Nerdens ihr Geschäftshaus in Ihrhove und zogen nach
Apeldoorn in Holland. Dort wurde Abraham Nerden im Meldeverzeichnis auch als "Fabrikant van
Lysten" geführt. Frau Rosa verstarb in Apeldoorn im Jahre 1938. Abraham Nerden wurde 1943
über das Lager Westerbork nach Sobibor deportiert und sein Sohn Gustav Eduard nach
Auschwitz, wo sie umkamen.
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B.11.
 
Sientje/Gesine de Levie        oo             Moritz Jacob Italiener        
* 18. 3. 1874 Oude Pekela   21. 5. 1898       * 24.  4. 1872 Emden    
+ 18. 10 1941 Lodz          Rhaudermoor       + 1./2. 12. 1941        
  Ghetto Lietzmannstadt     Nr. 2/ 1898         KZ Sachsenhausen                
 
  Laut Beschluss des                            Laut Beschluss des     
  Amtsgerichts Emden                            Amtsgerichts Emden    
  vom 27. 3. 50,                                vom 27. 3. 1950,      
  3 II 16 - 18/50                               3 II 16 - 18/50       
  für tot erklärt                               für tot erklärt       
+  8.  5. 1945                                 + 31. 4. 1942          
 
  Laut den Nachforschungen ihres Urenkels
  Bernd Kraemmer aus Bremerhaven ist sie vom
  Ghetto Lodz aus wahrscheinlich noch in das
  Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof deportiert worden, wo sie
  umgebracht wurde.
 
 
Moritz Italiener war der Sohn des verstorbenen Arbeiters Jacob Italiener und seiner Ehefrau
Friederike geborene Driels aus Emden. Er war von Beruf Handelsmann, arbeitete später aber
bei der Eisenbahn. Das junge Ehepaar wohnte in Emden in der Deichstraße 24 und hatte drei
Kinder: die Töchter Friederike und Frieda und den Sohn Jacob.           
  
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B.12. 
 
Benjamin de Levie   
* 22. 5. 1876 Oude Pekela 
+ 31. 7. 1876 Oude Pekela   
 
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Enkelkinder (C)
 
Zu B.3.
 
C.1. 
 
Hartog/Hartwig de Levie / Müller        oo        Hiskea Johanna Frey
*  2. 10. 1891 Rhaudermoor          27. 3. 1913   * 28. 3. 1890      
+ 19. 11. 1940 Dachau                Aschendorf     Völlenerkönigsfehn         
  StAmt Dachau Nr.1169/1940          Nr. 2/1913     Nr. 20/1890
                                                  +  6.  5. 1982 Emden
                                                     Nr. 265/1982
 
Hartwig Müller kam als Hartog de Levie, nichtehelicher Sohn der unverehelichten Geertje de
Levie, in der Rhauderwieke im Hause seiner Großeltern Gumpel de Levie und Frouke geborene
Cohen zur Welt.             
Nach der Heirat seiner Mutter mit dem verwitweten Schustermeister Moritz Müller aus Emden
lebte er dort zusammen mit seinen Stief- und Halbgeschwistern Müller. Laut Verfügung des
Königlichen Regierungspräsidenten zu Aurich  vom 11. März 1898 wurde ihm gestattet, den
Familiennamen Müller zu führen - eingetragen in das Blatt Nr. 25/1891 des Geburtsregisters
des StAmtes Rhaudermoor am 29. März 1898.
Frau Hiskea gehörte nicht der mosaischen Religion an, sondern war evangelisch-reformiert.
Sie war die Tochter von Eike Abben Frey und Metta geb. Pruin.                               
Das Ehepaar Müller wohnte in Emden und hatte vier Töchter: Gretchen Meta
(* 30. 5. 1914 in Emden), Meta Anna (* 25. 9. 1918 in Hinte / + 10. 4. 1960 in Emden),
Hedwig Henriette (* 22. 10. 1928 in Emden / + 22. 5. 1984 in Emden) und  Hilde Johanna (*
15. 10. 1931 in Emden). Sie waren auch alle Mitglieder der reformierten Kirche.             
Die Tochter Meta schenkte als junge Frau am 1. 3. 1938 in Emden einer Tochter das Leben,
welche den Namen Helga erhielt. Frau Meta wurde während des Krieges in das KZ Ravensbrück
deportiert, wo sie glücklicherweise die NS-Zeit überlebte.                                  
  Die gesamte Familie Müller wohnte 1934 und 1940 in der Kleinen Deichstraße 24 in Emden.
Hartwig Müller war von Beruf Schleifer und wird auf einer "Mischehenliste" vom 12. 4. 1940
noch aufgeführt. Er muss im Laufe des Jahres 1940 in das KZ Dachau eingeliefert worden sein,
wo er umgekommen ist.
 
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C.2. 
 
Max Müller                 I.   oo       Renske Peterke Schipper                         
* 21.  2. 1896 Emden     23. 10. 1920    * 25. 3. 1896 Warsingsfehn                         
+ 18.  5. 1974 Emden        Emden        +  8. 2. 1936 Emden          
                                                                      
 
                           II.  oo       Helene Pels
                         21.  6. 1947    * 11. 10. 1898 Emden         
                            Emden        +  5.  7. 1960 Emden         
 
Max Müllers erste Ehefrau Renske geb. Schipper gehörte nicht der mosaischen Religion an. Das
Ehepaar hatte sechs Kinder, von denen ein Zwillingspaar noch im Säuglingsalter verstarb: Max
Heinrich (* 10. 3. 1921 in Emden / + 12. 11. 1994 in Ihlow-Riepe), Gerda Hinriette (* 1. 6.
1922 in Hinte / + 18. 7. 1981 in Hinte), Hinrich Bernhard (* 16. 7. 1927 in Emden / + 11.
10. 1981 in Emden), Auguste Johanna (* 26. 11. 1929 in Emden / + 28. 11. 1929 in Emden),
Bernhard Hartwig (*  26. 11. 1929 in Emden / + 28. 1. 1930 in Emden) und Adolf Fritz (* 1.
6. 1931 in Emden). Laut einer "Mischehenliste" der Stadt Emden vom 12. 4. 1940 wohnte die
Familie damals in der Graf-Johann-Straße 23.             Gegen Ende des Krieges, am 23. 2.
1945, wurde Max Müller noch in das KZ Theresienstadt deportiert. Zum Glück überlebte er die
NS-Zeit und konnte nach der Befreiung in seine Heimatstadt Emden zurückkehren. Dort
heiratete er dann 1947 in zweiter Ehe Frau Helene geb. Pels, Tochter des Nachman Simon Pels
und der Johanna geb. van Dam. Sie war schon am 13. 4. 1944 von Hannover aus nach
Theresienstadt deportiert worden und hatte dort ebenfalls den Tag der Befreiung erlebt.     
     Das Ehepaar wohnte  später in Emden in der Klunderburgstraße 4. In den Adressbüchern
der Seehafenstadt Emden von 1956 und 1959 gibt Max Müller als Beruf "Kassenbote" an, in den
Adressbüchern von 1964 und 1969/70 ist er schon Rentner.
 
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C.3.
 
Gottfried Müller               oo             Erna Gumpertz       
* 19. 10. 1897 Emden        vor 1927          * 21.  9. 1895 Holten
+ 16.  2. 1943 Auschwitz    Holten ?          + 29.  1. 1943 Auschwitz
                                                (Transporttermin)      
 
Gottfried Müller war von Beruf Schlachter und als solcher bis zum 4. 3. 1921 im Hause seines
Onkels Samuel de Levie und seines zukünftigen Schwagers Hermann Gumpertz in der Rhauderwieke
tätig. Hier muss er auch seine Frau Erna geborene Gumpertz kennengelernt haben. Das Ehepaar
ließ sich in Emden nieder. Es hatte einen Sohn Paul, der am 24. 2. 1927 dort geboren wurde.
Laut Einwohnerverzeichnis der Stadt Emden von 1934 wohnte die Familie in der Wilhelmstraße
40.
  Laut einer Liste der in Emden wohnhaften Juden vom 19. 4. 1940 lebte die Familie zuletzt in
der Schoonhovenstraße 13. Sie wurde am 14. 2. 1940 per Eisenbahntransport mit vielen anderen
ostfriesischen jüdischen Familien nach Berlin / Prenzlauer Berg zwangsumgesiedelt. Bis zu
ihrer Deportation nach Auschwitz wohnte sie dort in der Lottumstraße 13. Eltern und Sohn
sind laut Archiv der Gedenkstätte Auschwitz am 29. 1. 1943 mit einem Transport des
Reichssicherheitshauptamtes dorthin deportiert worden, wo sie alle drei umgekommen sind. 
 
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Halbgeschwister Müller: 
                        
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Flora Müller            
* 26. 10. 1877 Leer     
+                        
                        
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Aron Adolf Müller       
* 29. 12. 1878 Leer     
+                       
                        
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Hanna Müller            
* 28. 5. 1880 Emden     
+        1937 Hamburg   
                        
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Max Müller              
* 26. 12. 1882 Emden    
+  9.  2. 1884 Emden    
                        
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Julchen Müller          
* 17.  7. 1890 Emden    
+                       
                        
Nachdem Julchen Müller die Schulzeit hinter sich hatte, half sie eine Zeitlang als
"Dienstmagd" - wie im Meldeverzeichnis der Gemeinde Rhaudermoor zu lesen ist - im Hause
ihrer Verwandten in der Rhauderwieke aus. Am 10. 1. 1907 meldete sie sich wieder nach Emden
ab.
 
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Karl Müller             
* 28. 10. 1892 Emden    
+                       
                        
                        
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Zu B.6.
 
C.4.
 
Frauke/Frieda Meyer            oo            Sally Gumpertz        
* 15.  5. 1885             15. 5. 1922       *  6.  5. 1888       
  Westrhauderfehn             Sögel             Dörnigheim        
+                                            +                    
 
Das Ehepaar ist wahrscheinlich im Holocaust umgekommen.           
  Weitere Daten: Siehe Familienübersicht GUMPERTZ B.1.!                     
 
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C.5.
 
Jacob Meyer 
* 26. 8. 1886 Sögel 
+                   
 
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C.6.
 
Ein Kind männlichen Geschlechts ohne Vornamen
*  8.  7. 1888 Sögel
+ 14.  7. 1888 Sögel
 
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C.7.
 
Adele Meyer
* 11.  9. 1889 Sögel
+  5.  7. 1892 Sögel
 
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C.8.
 
Hermann Meyer                    oo           Ida Sanders   
* 19.  4. 1891 Sögel          9. 3. 1933      *  9.  1. 1901 Wesel ?
+ 20. 12. 1942                  Wesel         +                     
  für tot erklärt
  auf Beschluss des                           
  Amtsgerichts Sögel                         
  vom 14. 12. 1963
  (  Az.II 10/63 )
 
Hermann Meyer und Frau Ida wohnten in Sögel. Dort wurde am 19. 11. 1938 auch ihr Sohn Sally
geboren. Die ganze Familie wurde gemeinsam in den Osten deportiert laut der Liste der
deportierten jüdischen Bürger aus Sögel von 1941/42, wahrscheinlich mit dem Transport am 13.
12. 1941 von Bielefeld ins Ghetto Riga. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz steht
jedenfalls bei allen dreien verzeichnet: Verschollen in Riga. Der Sohn Sally wurde durch
Beschluss des Amtsgerichtes Sögel vom 14. 12. 1963 für tot erklärt mit demselben Sterbedatum
wie sein Vater (Az. II 62/62). Da ein gerichtliches Verfahren betreffs einer Todeserklärung
nur auf Antrag eingeleitet wird, könnte es möglich sein, dass Frau Ida den Holocaust doch
überlebt hat.
 
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C.9.
 
Klara Meyer
* 12.  2. 1893 Sögel
 
Klara Meyer heiratete im Jahre 1937 in Duisburg, Standesamt Duisburg-Mitte, Nr. 1647/1937.
 
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C.10.
 
Hartwig Meyer
* 27.  1. 1895 Sögel
+ 21.  7. 1915 (gefallen im WK I)
 
Hartwig Meyer ist auf dem Gedenkstein für die jüdischen Gefallenen auf dem jüdischen
Friedhof Sögel aufgeführt.
 
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C.11.
 
Adele Meyer                    oo              Hermann Gumpertz      
* 21.  2. 1897 Sögel       17. 11. 1919        * 13.  4. 1892 Holten 
+ 14.  5. 1943 Sobibor        Sögel            + 30. 11. 1943 Dorohusk
                                                           bei Sobibor
 
Weitere Daten: Siehe Familienübersicht GUMPERTZ B.2.!                        
 
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C.12.
 
Carl Meyer
* 10.  6. 1899 Sögel  
+                     
 
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C.13.
 
Johanna Meyer 
* 2. 5. 1901 Sögel 
+                  
 
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C.13.
 
Max Meyer 
* 20.  7. 1903 Sögel 
+                    
 
Max Meyer wohnte und arbeitete Anfang der zwanziger Jahre im Hause seiner Schwester Adele
und seines Schwagers Hermann Gumpertz in Rhaudermoor.
 
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C.14.
 
Rosa Meyer 
* 29.  3. 1905 Sögel 
+                    
 
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C.15.
 
Sally Meyer
* 11.  5. 1908 Sögel 
+                    
 
Von Sally Meyer ist seine zweite Eheschließung am 22.  2. 1955 in Kaiserslautern im
Geburtsregister des Standesamts Sögel vermerkt. Leider wird der Name seiner Ehefrau dabei
nicht überliefert. Über eine erste Eheschließung ist nichts bekannt. Da er erst nach dem II.
Weltkrieg zum zweiten Mal heiratete, ist sicher, dass er den Holocaust überlebt hat.
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Zu B.10.
 
C.16.
 
Dora Friederike Nerden
* 21. 11. 1902 Charlottenburg
+ 25.  7. 1926 Ihrhove, Sterberegister StAmt Ihrhove Nr. 12/1926
# 28.  7. 1926 Leer/Am Schleusenweg Nr. 204
 
Dora Nerden starb nach einer kurzen schweren Krankheit.
 
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C.17
 
Gustav Eduard Nerden              oo         Rebecca Polak           
* 18.  2. 1905 Ihrhove       13. 6. 1940     *  5.  5. 1903 Amsterdam 
+  5. 12. 1942 Auschwitz      Amsterdam      +  nach 1987 in Amsterdam           
 
Gustav Nerden war Kaufmann in Ihrhove und später in Apeldoorn. Frau Rebecca war die Tochter
des Kaufmanns Hartog Polak aus Goor/Overijssel und seiner zweiten Ehefrau Esther geborene de
Levie aus Ihrhove. Das junge Ehepaar hatte keine Kinder und wohnte beim Vater Abraham Nerden
in der Regentesslaan in Apeldoorn.
Gustav Nerden wurde über das Lager Westerbork nach Auschwitz deportiert. Von ihm sind
verschiedene Todesdaten überliefert: 5. 12. 1942 Auschwitz (Rotes Kreuz) und 28. 2. 1943
Auschwitz (Gedenkboeken der Oorlogsgravenstichting des Lagers Westerbork). Frau Rebecca ist
dort als "vermisst" eingetragen. Sie hat aber glücklicherweise den Holocaust überlebt, weil
sie beim "Aufholen" der Familie gerade außer Haus war. Sie konnte untertauchen und sich der
Verfolgung durch die NS-Besatzung entziehen.
Nach dem Krieg heiratete sie ein zweites Mal und wohnte in Amsterdam. Im Jahre 1987 hat sie
laut Superintendent Knoch mit einer Begleiterin Ihrhove besucht, wo ihr erster Ehemann
geboren und aufgewachsen war.

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Zu B. 11. 
 C. 18.    
 Friederike Italiener               oo        I.  N.N. Krämmer           
* 21.  1. 1899 Emden                             o/o                     
+ 20.  5. 1985 Bremerhaven                                              
                                             II. N.N. Joop              
                                                 o/o
 Friederike wurde nach ihrer Großmutter väterlicherseits benannt.        

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C. 19.    

 Frieda Italiener                oo            Wilhelm Heinrich Janssen   

*  7.  3. 1900 Emden         26. 3. 1921      *  9.  2. 1900 Emden                          

 + 16. 11. 1980 Emden           Emden          +                          

 

Das Ehepaar wohnte in Emden in der Burgstraße 8 und hatte zwei Kinder: Wilhelmine Martha (*
21. 10. 1921 in Emden) und Joseph Martin Moritz (* 14. 11. 1923 in Emden / + 21. 5. 1994 in
Emden). Wilhelm Heinrich Janssen gehörte nicht der mosaischen Religion an, so dass die
Familie laut einer "Mischehenliste" vom 12. 4. 1940 noch in Emden bleiben durfte. Damals
muss die Tochter Wilhelmine Martha schon nicht mehr im Elternhaus gewohnt haben, denn ihr
Name fehlt auf dieser Liste der Stadt Emden.
Im Laufe des Krieges muss Frau Frieda nach Hamburg geschickt worden sein, denn von dort
wurde sie am 23. 2. 1945 noch in das KZ Theresienstadt deportiert. Sie überlebte
glücklicherweise die NS-Zeit und kehrte zu ihrer Familie in ihre Heimatstadt Emden zurück.

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C. 20. 

 

Jacob Italiener 

* 30. 4. 1902 Emden 

+  8.  5. 1942                                                     laut Todeserklärung des

AG Emden vom 27. 3. 1950 - 3II 16-18/1950    laut  StAmt Emden   

 

Jacob wurde höchstwahrscheinlich nach seinem verstorbenen Großvater Jacob Italiener benannt.

Er war laut Liste der in Emden wohnhaften Juden vom 19. 4. 1940 noch ledig und wohnte bei

seinen Eltern in der Großen Deichstraße 19. Er ist offensichtlich ein Opfer des Holocausts

geworden.

 

Weitere ausführliche Informationen zur Familie Italiener unter

http://www.genealogie-kraemmer.de

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Die Daten dieser Familienübersicht entstammen folgenden Quellen:

 Grab- und Gedenksteine auf den jüdischen Friedhöfen in Emden, Leer, Oude Pekela und Sögel

 Auskunft von Herbert Schüürman, Emmerich

 Auskunft von Maria Werth, Emden

 Standesamt Emden, Geburten-, Heirats- und Sterberegister

 Standesamt Sögel, Geburten-, Heirats- und Sterberegister

 Standesamt Rhauderfehn, Geburten-, Heirats- und Sterberegister 

 Standesdamt Papenburg, Heiratsregister 

 Einwohnermeldeamt Rhauderfehn

 Kirchenbücher der Kirchengemeinde Rhaude

 Gedenkboeken der Oorlogsgravenstichting des Lagers Westerbork

 StA Aurich Rep 16/1 Nr. 4412 

 Adressbücher der Seehafenstadt Emden von 1934, 1956, 1959, 1964 und 1969/70

 Holger Lemmermann, Geschichte der Juden im Alten Amt Meppen bis zur Emanzipation (1848),

Sögel 1985 

E. Schut, Geschiedenis van de Joodse gemeenschap in de Pekela's 1683 - 1942, Groningen 1991

Hermann Adams, Juden in Jhrhove, Ihrhove 2000

In den beiden letztgenannten Werken sind noch weitere Daten zu den Vorfahren und Verwandten
der Familien de Levie und Nerden zu finden.

 

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Bourtanger

Weinberg

Grünberg

Cohen

de Levie

Gumpertz

BenBrith





Zeichenerklärungen

*   geboren

 / beschnitten

oo  verheiratet

+   gestorben

#   begraben





adventisten

apostolisch

EC

juden

mennoniten

methodisten

mormonen

muslim

pfingstler

scientology

zeugen