Zeichenerklärungen

*   geboren

oo  verheiratet

+   gestorben

#   begraben


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Familie Grünberg - Übersicht

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 Die Grünberg-Linie in Weener/Jemgum
ist an die beiden anderen Grünberg-Sippen
unserer Gegend in Oude Pekela und Aschendorf/Papenburg
 nicht anzubinden.
Die Papenburger und Aschendorfer Grünbergs
 haben Verwandtschaftsbeziehungen nach
Sögel, Lingen und Hopsten im Artland.
Die Verbindung, die Johannes Röskamp in seiner Genealogie hergestellt hat,
trifft nicht zu und wurde 1985 auf dem Treffen in Leer

 und später von Eissing korrigiert.


In Weener war der Name Grünberg im neunzehnten Jahrhundert
 mehrfach vertreten.
So gehörte 1842 anlässlich der Eintragung des Grundstücks
 für den Bau der Synagoge ins Grundbuch
ein Kaufmann Hartog Abraham Grünberg
 zur israelitischen Gemeinde Weener.
 Am 4. 4. 1846 wurde auf dem Friedhof in Smarlingen
 ein Sprins Grünberg, 34 Jahre alt, beerdigt.
 Er war auf der Sterbeliste in Weener.
Letztendlich wohnte laut dem Adressbuch
für Ostfriesland von 1880/81 in Weener in der Bahnhofstraße
 ein Productenhändler H. Grünberg.
Ob sich dahinter Hirsch Grünberg,
der Vater von Abraham Hartog Grünberg, verbirgt, wissen wir nicht.

Hirsch Grünberg               oo         I. Rosa (Röschen) Wallheimer
*         1804 Weener                        *         1814 Aurich ?
+ 05. 12. 1881 Weener ?                      + 15. 08. 1851 Weener ?

                              oo         II. Marianne Neumark          

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Grabstein und Gedenkstein auf dem Friedhof in Weener/Buchenweg

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 :                                                                   

:    Abraham Grünberg                                         Frauke Grünberg     

 :    * 27.6.1846                                    geb. Cohen       :

 :    + 29.11.1919                               * 22.7.1850          :

 :                                               + 3.2.1937           :

 :                                                                    :

 :                                                                    :

:    Zum Andenken an die Kinder von Abraham und Frauke Grünberg,     :

 :                                                                    :

:       die mit ihren Familien durch das Naziregime verfolgt         :

 :                                                                    :

 :              und auf das brutalste ermordet wurden.                :

 :                                                                    :

 :                                                                    :

 :            Aron     Hermann     Max     Philipp     Willy          :

 :                                                                    :

 :            Caroline     Flora     Marie     Rahel     Rosa         :

     Die trauernden Waisen der Opfer                                              

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Der Gedenkstein wurde auf Initiative von
 Arnold Green aus Kalifornien  errichtet
und am 21. August 1988
während einer kleinen privaten Trauerfeier
 von den angereisten Überlebenden und den Nachkommen der Familie Grünberg
seiner Bestimmung übergeben.


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Eltern (A)


Abraham Hartog Grünberg           oo           Frauke Cohen   
* 27.  6. 1846 Weener           vor 1874        * 22. 7. 1850 Jemgum?  
+ 29. 11. 1919 Weener           Jemgum?         +  3. 2. 1937 Weener  
# Weener/Buchenweg                              # Weener/Buchenweg  

Das Ehepaar wohnte offensichtlich zuerst in Jemgum,
 denn dort wurden  alle Kinder geboren,
 und laut Adressbuch von 1880/81
gab es in Jemgum einen Händler A. Grünberg.
Herbert Reyers "Frisia Judaica" zufolge
lebten im Jahre 1869
noch vier jüdische Familien in Jemgum,
 und der Synagogenvorsteher hieß Cohen.
 1917 gab es dort nur noch drei jüdische Familien,
darunter laut Adressbuch von 1910 eine Witwe Cohen.
 Diese Cohens scheinen zur Familie
der Frauke Grünberg geborene Cohen zu gehören.
Als die Kinder erwachsen wurden,
 müssen die Grünbergs nach Weener in die Neue Straße
 ( später: Kommerzienrat- Hesse-Straße)  gezogen sein.
  Am 24. Januar 1886 wurde laut Protokollbuch
 des Turnvereins TuS Weener
der hiesige Händler A. Grünberg
als Turnwartammann in den Vorstand gewählt.
 Im Adressbuch von 1910 ist die Familie Grünberg
jedoch weder in Jemgum noch in Weener verzeichnet.
 Erst im Adressbuch von 1926
wird unter der Neuen Straße 47
die Firma "A. Grünberg Söhne",
Viehhandlung, Telefon 211, aufgeführt.
Sie war auch beim Amtsgericht Weener
 im Handelsregister eingetragen,
und ist am 9. 3. 1929 erloschen.
Im Haus nebenan, Neue Straße 49,
 wohnten 1926 die Witwe Frauke Grünberg,
 Rentnerin, und der Sohn Max Grünberg, Viehhändler.

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Kinder (B)


Aufgrund des Gedenksteins auf dem Friedhof am Buchenweg sind die Namen
bzw. die Rufnamen der Grünberg-Kinder bekannt,
jedoch ist eine Altersfolge nicht daraus zu ersehen,
denn sie sind nach dem Alphabet angeordnet
und nach Jungen und Mädchen getrennt.
Darum soll versucht werden,
mithilfe der Auskünfte vom Standesamt Jemgum
 und der Daten aus anderen überlieferten Quellen
 in etwa eine Reihenfolge herzustellen.

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B.1.  

Rosa Grünberg                     oo           Adolf Grünberg
* 13. 07. 1874 Jemgum                          * 08. 03. 1867 Weener
+ 02. 08. 1942 Theresienstadt                  + 24. 12. 1933 Bremen
  laut Eintrag im Großen Gedenkbuch
  in Arolsen

Da Rosa Grünberg vor der Einführung des preußischen Standesamts geboren wurde,
 sind ihre Personaldaten nicht im Geburtsregister
 des Standesamts Jemgum registriert.
Sie werden aber im Erinnerungsbuch des Staatsarchivs Bremen
 und laut einer entfernten Verwandten,
Sabrina Wolf, auch im Großen Gedenkbuch in Arolsen aufgeführt.  

Rosa Grünberg war mit dem Produktenhändler Adolf Grünberg verheiratet,
 der auch aus Weener stammte.
Das Ehepaar wohnte in Bremen-Blumenthal in der Isarstraße 33
 und hatte zwei Kinder: Marianne und Hugo.
 Adolf Grünberg verstarb am 24. Dezember 1933.
Das Geschäft wurde wahrscheinlich von Sohn Hugo weitergeführt.
 Im Jahre 1938 zog Rosas Bruder Max
von Weener nach Bremen in die Isarstraße,
doch auch er verstarb schon im September 1940.

Als die Familie ihres Sohnes am 18.11.1941 nach Minsk deportiert wurde,
 zog Rosa Grüberg zur Familie ihrer Tochter Marianne
 verheiratete Katz in die Parkstraße 1.
Von dort wurde sie zusammen
mit der Familie ihrer Tochter am 23.7.1942
ins KZ Theresienstadt verschleppt,
wo sie laut Großem Gedenkbuch in Arolsen am 2.8.1942 verstorben ist.

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B.2.

Rahel Grünberg                oo            Baruch/Bernhard Weinberg
*  6. 9. 1875 Jemgum     28. 10. 1906       * 25. 2. 1881 Melle        
+ 28. 7. 1942 Minsk         Weener            Nr. 14/1881 StA Melle    
  Auf Beschluss des                         +  8.  5.1945 /am 6.4.1949
  Amtsgerichts Bremen-Blumenthal              für tot erklärt vom AG   
  für tot erklärt: 8. 5. 1945                 Bremen-Blumenthal        
                                              Az.: II 47 - 85/48       

Das Ehepaar wohnte bis 1909 in Buer,
wo auch die einzige Tochter Caroline Lilly zur Welt kam.
 Von Buer zogen sie in das neuerbaute Haus
in Westrhauderfehn am Untenende neben der Schmiede Brunsema.
 Die Familie betrieb einen Vieh-, Schrott- und Produktenhandel.
 Ab dem 13. Januar 1920 wohnten Weinbergs neben dem Haus
 der verwitweten Mutter Frauke Grünberg in Weener, Neue Straße 51.
 Am 4. 11. 1927 machte das Paar vor dem Amtsgericht Weener
einen notariellen Vertrag über Gütertrennung.
Nachdem ihr Haus "zwangsarisiert" worden war,
 wohnten Bernhard Weinberg und Frau Rahel 1939
 noch einige Monate Am Hafen 26.
Am 14. 2. 1940 verzogen sie samt Tochter Lilly und Enkeltochter Rosel
 nach Bremen-Blumenthal, Wilhelmstraße 9,
um der Zwangsdeportation zu entgehen.
 Am 18. 11. 1941 wurde die gesamte Familie
gemeinsam mit den meisten Bremer Juden
in das Ghetto Minsk deportiert.
Frau Rahel wurde dort zusammen mit etwa 10 000 Leidensgenossen
 bei der Massenliquidation am 28. Juli 1942 umgebracht.

Eltern und Geschwister Weinberg: Siehe Familienübersicht WEINBERG !

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B.3.

Hermann Grünberg                oo           Martha Schönthal   
* 30. 9. 1876 Jemgum        24.  6. 1921     * 19.  7. 1895 Norden
+ 21. 5. 1943 Sobibor         Norden         StAmt Nr. 131/1895  
Vom Amtsgericht Leer        StAmt Nr. 75     + 21.  5. 1943 Sobibor   
am 28. 7. 1958 für tot                       Vom Amtsgericht Leer  
erklärt, AZ - II 23/58 -                     am 28. 7. 1958 für tot
Zeitpunkt des Todes:                         erklärt, AZ - II 32/58 -
8. 5. 1945, 24.00 Uhr                        Zeitpunkt des Todes:  
Buch für Todeserklärungen                    8. 5. 1945, 24.00 Uhr
1235/1961                                    Buch für Todeserklärungen
                                             1236/1961

Hermann Grünberg gehörte zum Geschäft "A. Grünberg Söhne".
 Er war im I. Weltkrieg Soldat
und wohnte laut Johann Olthoff
 seit seiner Heirat Anfang der zwanziger Jahre
in der Feldstraße (heute: Risiusstraße) 8.
 Im Adressbuch von 1926 ist als Beruf Viehhändler angegeben.
 Im Zuge der Auflösung
der offenen Handelsgesellschaft "A. Grünberg Söhne"
wurde für ihn am 17. Mai 1927
das Anwesen in Westrhauderfehn-Untenende,
 wo seine Schwester und sein Schwager, Flora und Alfred Weinberg,
ihr Geschäft betrieben,
als Eigentum ins Grundbuch eingetragen.
 Er zog am 18. 1. 1933 mit seiner Familie nach Leer
 in die Bremer Straße 13
und eröffnete in dieser Hochburg des Viehhandels sein Geschäft.
Frau Martha war die Tochter des bekannten Viehkommissionärs
 Jacob Schönthal aus Norden, Heringstraße 2,
und seiner Frau Engeline geborene Weinberg.
 Die Grünbergs hatten einen Sohn Abraham/Albert.

Im Januar 1936 musste Hermann Grünberg
Haus und Grundstück in Westrhauderfehn
an Harm Schaa verkaufen.
Nachdem Sohn Albert in ein Jugendcamp
nach Berlin- Niederschönhausen aufgebrochen war,
zogen seine Eltern im August 1937 um
 und meldeten sich am 19. 8. 1937
 in der Mühlenstraße 75 an, die damals Adolf-Hitler-Straße hieß.
 Am 6. 11. 1938 - wenige Tage vor der "Kristallnacht" -
wanderte das Ehepaar Grünberg nach Zutphen in Holland aus.
 Dort wohnten Verwandte von ihnen,
 Frau Marthas Schwester Hannchen Vromen geborene Schönthal
und ihr Ehemann Gerson.
Grünbergs zogen dort in die Turinstraße 2.
Während der deutschen Besatzung wurden Hermann und Martha Grünberg
 in Holland in einem Versteck entdeckt
 und in der Strafabteilung des Lagers Westerbork untergebracht.
 Obwohl beide am 18. 5. 1943 laut Liste
für den Transport in das Lager Amersfoort vorgesehen waren,
wurden sie am selben Tage in das Vernichtungslager Sobibor deportiert,
 wo sie vermutlich am 21. 5. 1943 umgebracht wurden.

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Eltern und Geschwister Schönthal:

Jacob Schönthal               oo          Engeline Weinberg   
*  1.  8. 1854 Marienhafe                 * 12.  8. 1862 Norden
+ 20.  1. 1940 Emden                      +  Januar 1927 Holland

Jacob Schönthal muss zeitweise
bei der Familie seiner Tochter Martha
 in Leer gewohnt haben,
denn etwa drei Wochen,
nachdem Hermann und Martha Grünberg
 nach Zutphen übergesiedelt waren,
zog er laut Johannes Röskamp am 29. 11. 1938
 auch von Leer fort.
Laut Johannes Diekhoff
 wohnte er seit dem 29. 11. 1938
in Aurich in der Marktstraße 4.
 Ungefähr ein Jahr später,
 am 1. 12. 1939,
zog Jacob Schönthal von Aurich nach Emden um,
 in die Schoonhovenstraße,
 wo er am 20. 1. 1940 verstarb.
Jacob Schönthal handelte mit Großvieh,
hauptsächlich mit Pferden.
Er stammte aus Schott bei Marienhafe,
 wo sein Bruder Nathan Martin
ebenfalls Großviehhandel betrieb.
J. Schönthal engagierte sich
auch in der " Chewra Kadischa",
der Kranken- und Beerdigungsbrüderschaft,
 wie aus diversen Listen
der Synagogengemeinde Norden hervorgeht.

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Geschwister:

Katharine/a Schönthal                oo           Louis J. Pels  
    * 2.2.1884 Norden                     Nr. 31/84 StAmt Norden 
+ 28.  5. 1943 Sobibor                                    

Die Familie wohnte in Emden, Große Straße 47.
 Louis Pels war von Beruf Viehhändler.
Die beiden Töchter Sophie und Else leben in den USA.
 Frau Katharine muss nach Holland geflohen sein,
 denn sie wurde über das Lager Westerbork deportiert.

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Hannchen Schönthal                    oo           Gerson Vromen  
* 13. 10. 1885 Norden
Nr. 181/85 StAmt Norden
+ 25. 10. 1944 Auschwitz

Durch rechtskräftigen Beschluss des AG Norden
 vom 7. 10. 1958 für tot erklärt.
Als Zeitpunkt des Todes wurde der 8. 5. 1945,
 24.00 Uhr, festgestellt
(AZ-BII 15 u. 16/58 - Buch für Todeserklärungen Nr. 15202/1959 StA I Berlin (West).

Das Ehepaar wohnte schon 1932 in Zutphen/Holland.
 Frau Hannchen wurde auch während der deutschen Besatzung
 über das Lager Westerbork deportiert.

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Julius Schönthal
*  9. 12. 1887 Norden   
Nr. 170/87 StAmt Norden
+ verschollen im Ghetto Riga

Julius Schönthal wohnte 1932 in Hofheim / Unterfranken und 1935 in Bamberg.

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Martha Schönthal  s.o.!  

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B.4.

Flora Grünberg         
*  6.  9. 1878 Jemgum  
+ 21.  2. 1883 Jemgum  

Flora verstarb im Kleinkindalter.

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B.5.  

Maria Grünberg                oo              Willy Cohen   
*  7. 12. 1879 Jemgum        1912             * 20. 8. 1884 Loga  
+     ca. 1970 Emmen/NL?                      + 23. 5. 1943 Auschwitz  

Das Einwohnermeldeamt Leer gibt bei Frau Maria
 1890 als Geburtsjahr und Weener als Geburtsort an.
Das Ehepaar wohnte in Leer zuerst in der Bremer Straße 14a
 und eröffnete dort am 8. 11. 1912 einen Viehhandel.
 Im Jahre 1922 übergab die Familie das Haus
 an Marias jüngsten Bruder Willy Grünberg
und zog am 1. 5. 1922 in die Bremer Straße 70.
Dort betrieb Willy Cohen eine Zucht-, Nutzvieh- und Ferkelhandlung
laut Anzeige im Buch "Der Kreis Leer" von 1932.
Das Ehepaar hatte vier Kinder,
die Söhne Daniel und Alfred und die Töchter Frieda und Resi.

Die Familie Cohen hatte die niederländische Staatsangehörigkeit
 und verzog am 15. 10. 1937 nach Holland.
 Um die Zahlung der " Reichsfluchtsteuer" zu umgehen,
meldete die Familie sich nicht ordnungsgemäß ab,
sondern Frau Marianne und die Kinder
fuhren zu einer Silberhochzeit nach Antwerpen/Belgien,
 und Willy Cohen kaufte eine Anzahl Großvieh,
 bezahlte mit vordatierten Schecks -
was in Leer im Zusammenhang mit dem Gallimarkt damals üblich war -
und verkaufte die Tiere am nächsten Tag auf dem Galliviehmarkt gegen bar.
 Die Schecks seiner guten Kunden löste er ein,
die Hälfte des Bargeldes - ca. 4000 bis 5000 RM -
behielt er und reiste seiner Familie nach.
Der Fall wurde den Behörden bekannt
und propagandistisch ausgeschlachtet.
Es war von 40 000 RM die Rede.
Gegen Willy Cohen wurde in Abwesenheit
wegen Betrugs und Devisenvergehens ermittelt.
 Da niemand der Geschädigten bereit war,ihn anzuzeigen
- wahrscheinlich hatten die Verwandten von Willy Cohen
laut Verabredung die restlichen Schecks inzwischen diskret eingelöst
 - musste die Staatsanwaltschaft Aurich
das Verfahren am 21. 3. 1938 endgültig einstellen.
Die Familie ließ sich in Emmen, Westhnescherstraße 86, nieder.
Im November 1940 wurde Willy Cohen im besetzten Holland aufgespürt
 und in Scheveningen/ NL zu vier Jahren Zuchthaus
und 16 000 RM Geldstrafe verurteilt.
Er verbüßte einen Teil der Strafe in den Zuchthäusern Hameln und Celle
 und wurde am 22. 5. 1943 nach Auschwitz gebracht
 und dort ermordet.
Frau Marianne kam ebenfalls nach Auschwitz,
die Kinder wurden von holländischen Familien in Emmen versteckt
 und überlebten den Holocaust.

Ebenso wie zu ihrem Geburtsdatum
gibt es auch zu Frau Mariannes Todesumständen mehrere Versionen.
 Im Stadtarchiv Leer unter Rep. 1, Akte 3329 wird dokumentiert,
 dass sie in Auschwitz umgekommen
 und amtlich für tot erklärt worden ist,
worauf auch das Denkmal auf dem Grab der Eltern Grünberg
 auf dem jüdischen Friedhof in Weener am Buchenweg hindeuten könnte.
In Wirklichkeit hat sie den Holocaust überlebt,
 denn am 9. Januar 1950 beantragte sie zusammen mit ihren Kindern
Daniel, Resi und Alfred beim Wiedergutmachungsamt beim Landgericht Aurich
 unter dem Aktenzeichen WgA 76/49 die Rückerstattung
 diverser Immobilien in Leer und Heisfelde,
die vor der Ausreise ihrer Familie nach Holland
ihrem Ehemann Willy Cohen gehört hatten.
Sie wohnte damals in Emmen, Mohlenstraat 7.
Johannes Röskamp hat 1984 in seinem Buch
"Synagogen - Schulen - Friedhof - Fotos - Varia
betreffs der Judengemeinde in Leer ca. 1630 - 1940"
auf Seite 68 ein Foto veröffentlicht,
das die zehn erwachsenen Grünberg-Geschwister in Jemgum zeigt.
 In der Bildunterschrift heißt es unter anderem,
 dass "Frau Willi Cohen" die Jahre der Verfolgung überlebt hat
und erst "vor wenigen Jahren" in Holland starb.
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Eltern und Geschwister Cohen:

Daniel Cohen                   I. oo          Rahel Wolff  
*  8. 10. 1850 Oude Pekela     um 1878        * 26.  9. 1851 Aurich
+ 27.  4. 1920 Loga                           + 11.  8. 1887 Loga
# Loga Nr. 5                                   # Loga Nr. 11  

                               II. oo         Aurelie Flatow
                                 1888         * 14.  1. 1857  
                                                Worreditt/Ostpreußen
                                              + 30.  5. 1925 Loga
                                              # Loga Nr. 4

Daniel Cohen stammte aus Oude Pekela
 und wanderte in den siebziger Jahren
des 19. Jahrhunderts nach Ostfriesland aus.
Er war Viehhändler und betrieb sein Geschäft
laut Adressbuch des Landkreises Leer von 1910 in Loga.
 Sein Zwillingsbruder Hartog
 hatte sich in Emden als Kaufmann niedergelassen
und sich dort auch verheiratet.

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Geschwister aus der ersten Ehe:

Ester Cohen                   oo            David Hirschberg   
* 17.  8. 1879 Loga                         * 30.  1. 1877 Zwesten
+  4.  5. 1945 Argentinien                  + 10. 11. 1946 Argentinien     

David Hirschberg war Synagogenvorsteher
und Stadtverordneter in Leer.
Von Beruf war er Gastwirt
und betrieb das koschere Restaurant
 am alten Viehmarkt, Ecke Pferdemarktstraße.
Nachdem ab 1927 der Viehmarkt
in der neuen Halle auf der Nesse stattfand,
 übernahm er das koschere Viehhofrestaurant gleich nebenan.
 Das Restaurant am alten Viehmarkt
übernahm sein Schwiegersohn Hartog Goldschmidt.
Das Ehepaar Hirschberg hatte fünf Kinder:
 Max, Ester, Betty, Resi und Dagobert.
Am 20. 3. 1940 verließen die Hirschbergs Leer nach Wolfenbüttel,
 von wo aus sie noch im Jahre 1941
nach Argentinien auswandern konnten.
 Die Kinder Max, Ester und Dagobert
gelangten auch dorthin mit ihren Familien.
Die Tochter Betty war schon 1937 in Leer verstorben.
 Tochter Resi und Ehemann Hartog Goldschmidt
zogen 1936 nach Antwerpen
und wurden während der Besatzungszeit nach Auschwitz deportiert
 und umgebracht.

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Lewie Cohen
* 24.  8. 1881 Loga
+ in Auschwitz laut Bundesarchiv Koblenz

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Hartog Cohen                  oo             Johanna/Berta Weinstein  
* 29.  5. 1883 Loga        25. 10. 1908      * 24.  2. 1883 Gensungen
+ Auschwitz                                  + Auschwitz  
laut Bundesarchiv Koblenz                    laut Bundesarchiv Koblenz

Das Ehepaar hatte eine Tochter Rahel/Renate
und wohnte in Leer.
Die Eheleute zogen am 15. 3. 1938 nach Groningen.
Tochter Rahel wohnte ab 1932 in Esens
und zog am 14. 9. 1935 von Leer aus nach Vaals/NL.
 Sie wurde am 28. 8. 1942 über Westerbork nach Auschwitz deportiert.
 Ihre Eltern wurden auch beide nach Auschwitz verbracht,
und zwar Hartog Cohen am 16. 11. 1942 von Westerbork
und Frau Johanna am gleichen Tag von Drancy.
Alle drei sind umgekommen.

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Willy Cohen  s. o.!

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Geschwister aus der zweiten Ehe:

Pauline Cohen
* 26.  3. 1890 Loga
+ laut Amtsgericht Leer 1949 für tot erklärt, Nr. 109/49


Rosa Cohen
* 13.  4. 1892 Loga
+ laut Amtsgericht Leer 1949 für tot erklärt, Nr. 110/49

Paula und Rosa Cohen waren beide unverheiratet.
Sie betrieben eine Kolonialwarenhandlung
in Loga in der Daalerstraße laut Adressbuch des Landkreises Leer von 1926.
Nach der "Kristallnacht" erhielten die Geschwister Cohen
am 26. 11. 1938 zusammen 5 RM Unterstützung
für den Lebensunterhalt laut Johannes Röskamp.
 Wann sie Leer verließen und wohin sie verzogen,
ist nicht festzustellen.

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B.6.

Aron Grünberg                   oo         Frieda Goldstein  
* 17. 11. 1881 Jemgum                      *            Rheine          
+ umgekommen im Ghetto Riga                + umgekommen im Ghetto Riga

Aron Grünberg war Viehhändler und ein angesehener Mann.
1927 war er Mitglied des Repräsentantenkollegiums
der Synagogengemeinde Weener.
Er gehörte auch zur Firma "A. Grünberg Söhne",
wohnte jedoch laut Adressbuch von 1926 Am Hafen 9.
 Im Jahr 1925 verließ die Familie Weener
 und zog nach Rheine.
 Laut Johann Olthoff und den Ergänzungen von Morris de Vries aus Florida
 hatte das Ehepaar zwei Kinder,
Arnold und Senta.
Der Sohn Arnold (Green) lebt in den USA
 und hatte um 1980 mit Morris de Vries' Bruder Daniel zu tun.   

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B.7.

Joseph/Philipp Grünberg        oo             Angelica Schaap  
* 21.  2. 1883 Jemgum         vor 1920        * 14. 12. 1890 Lathen
+ am 11. 11. 1941                             + am 11. 11. 1941
  nach Minsk deportiert                         nach Minsk deportiert
  für tot erklärt                               für tot erklärt  
   8. 5. 1945                                     8. 5. 1945  

Philipp Grünberg gehörte ebenfalls zur Firma "A. Grünberg Söhne".
 Im Adressbuch des Kreises Leer von 1910
ist er als Handelsmann in Westrhauderfehn verzeichnet.
 Damals war er noch ledig
und betrieb ein gemeinsames Geschäft mit seinem Schwager Bernhard Weinberg.
 Nach Ende des I. Weltkrieges heiratete er
und wohnte dann mit seiner Familie
in der Gartenstraße (später: Reimerstraße) in Leer,
 wo er am 18. Januar 1921 ein Viehhandelsgeschäft eröffnete,
 das unter der Telefonnummer 449 zu erreichen war.
 Gegen Ende der zwanziger Jahre
kaufte er das Haus an der Reimerstraße Nr.6 neben der Bahn.
 Bei ihm kamen seine Schwester Flora
und sein Schwager Alfred Weinberg unter,
als sie 1939 ihre Wohnung bei Polaks
in der Bremer Straße 62 aufgeben mussten.
Philipp Grünberg und Frau Angelica hatten einen Sohn Arthur
 und die beiden Töchter Ruth und Elfriede.
 Am 28. 2. 1940 verzog des Ehepaar
nach Essen in die Schützenbahnstraße 54,
 um der Zwangsdeportation nach Berlin zu entgehen.
 Die Kinder kamen in dem Zeitraum 1937 bis Anfang 1940
in Jugendcamps bzw. im Kinderheim unter.
Das Haus in der Reimerstraße 6 wurde "zwangsarisiert".
1941 wurden alle bis auf Arthur
von Düsseldorf aus ins Ghetto Minsk deportiert
 und dort umgebracht.

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B.8.

Caroline Grünberg                oo       Wilhelm Heilbronn  
* 24. 12. 1884 Jemgum                     *
+ verschollen im Holocaust                + verschollen im Holocaust
 Auf Beschluss des     
 Amtsgerichts Lingen  
 für tot erklärt: 8. 5. 1945  

Caroline Grünberg heiratete den Viehhändler Wilhelm Heilbronn,
 der als dekorierter Soldat aus dem I. Weltkrieg heimgekehrt war.
 Das Ehepaar hatte eine Tochter Ruth.
Die Familie wohnte in Lingen in der Kaiserstraße
und war mit der des Synagogenvorstehers Jakob und Emma Wolff gut bekannt.
Am 28. Juni 1933 wurde Wilhelm Heilbronn
bei einem Gasthausbesuch von einem SA-Mann zusammengeschlagen
 und anschließend in Schutzhaft genommen,
 als er dessen Beleidigungen
 mit dem Hinweis auf seinen Fronteinsatz im Weltkrieg
und die dabei erworbenen Auszeichnungen zurückgewiesen hatte.
 Wann er wieder entlassen wurde, ist nicht bekannt.
Am Tag nach dem Synagogenbrand 1938
wurde Wilhelm Heilbronn zusammen
mit fünf weiteren jüdischen Männern aus Lingen
 in das KZ Buchenwald gebracht.
 Ruth wohnte zu der Zeit schon in Berlin.
Das Ehepaar wurde im Dezember 1941
in das Ghetto Riga deportiert und kam dort um.
Ruth Heilbronn, die ihre Eltern freiwillig
in die Deportation nach Riga begleitet hatte,
 überlebte den Holocaust.
Sie kehrte im August 1945 nach Lingen zurück.
Dort lernte sie ihren Ehemann kennen,
einen Arzt der polnischen Besatzungtruppen,
 mit dem sie 1947 nach Großbritannien auswanderte.   

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B.9.

Flora Grünberg                  oo          Alfred Weinberg   
* 27. 11. 1886 Jemgum      11. 1. 1920      * 18. 7. 1889 Buer  
+ Theresienstadt?             Weener          Nr. 77/1889 StAmt Buer  
  Auf Beschluss des         Nr. 1/1920      + Theresienstadt?
  AG Tiergarten-Berlin     StAmt Weener       für tot erklärt -
  für tot erklärt:                            S. Familienübersicht
  8. 5. 1945                                  WEINBERG B.9.!                        

Der Viehhändler Alfred Weinberg und Frau Flora
übernahmen nach ihrer Heirat 1920
das Geschäft in Westrhauderfehn-Untenende
 von ihren Geschwistern Bernhard Weinberg und Frau Rahel.
 Im Adressbuch des Landkreises Leer von 1926
 ist Alfred Weinberg als Viehhändler in Westrhauderfehn eingetragen.
Das Ehepaar hatte drei Kinder:
Tochter Frieda und die Söhne Dieter und Albrecht.
1936 musste ihr Haus an den Reeder und Werftbetreiber
 Harm Schaa von der Witten Hülle verkauft werden.
 Sie zogen daraufhin nach Leer in die Bremer Straße 62
 und im Sommer 1939 zu ihren Verwandten in die Reimerstraße 6.
Am 16. 2. 1940 wurde das Ehepaar nach Berlin zwangsdeportiert,
 nachdem ihre Kinder schon vorher in Jugendcamps untergekommen waren.
 Sie wohnten dort in Alt-Moabit, Kirchstraße 22.
Von Berlin aus wurden Alfred und Flora Weinberg
am 17. März 1943 nach Theresienstadt verbracht,
 wo sie beide höchstwahrscheinlich auch umgekommen sind.


Eltern und Geschwister Weinberg: Siehe Familienübersicht WEINBERG !

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B.10.

Max Grünberg  
* 18.  3. 1888 Jemgum
+ 04. 09. 1940 in Bremen-Blumenthal, StAmt Nr. 103/1940
 
Laut Adressbuch des Jahres 1926
wohnte er im elterlichen Hause, Neue Straße 49
(später: Kommerzienrat-Hesse-Straße) in Weener.
 Er war anscheinend unverheiratet.
Er war von Beruf Viehhändler
und gehörte zu der Firma "A. Grünberg Söhne".
 Er blieb im Stammhaus der Firma,
 als sie 1929 aufgelöst wurde,
und betrieb von dort sein eigenes Geschäft weiter.
In der Hetzbeilage der OTZ vom 20. 7. 1935
wird er als jüdischer Viehhändler aufgeführt.
Am 2. 11. 1938 - kurz vor der "Kristallnacht" -
verzog er nach Bremen-Blumenthal
in die Isarstraße 33 zur Familie seiner ältesten Schwester Rosa.
 Über sein weiteres Schicksal ist nur bekannt,
 dass er dort 1940 verstorben ist.
Da sein Tod auf dem Grabstein seiner Eltern und Geschwister
 ursächlich auf die NS-Verfolgung zurückgeführt wird,
 ist davon auszugehen,
dass er an den Folgen mangelnder Versorgung gestorben ist
 oder dass er auf gewaltsame Weise ums Leben kam.    

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B.11.

Wilhelm Grünberg                oo           Henny Schaap  
* 13. 1. 1891 Jemgum           1922          *  5. 11. 1895 Lathen
+ umgekommen im Holocaust                    + umgekommen im Holocaust
  vom Amtsgericht Leer                         vom Amtsgericht Leer
  für tot erklärt                              für tot erklärt
                                               am 10. 11. 1941 nach        
                                               Minsk deportiert  

Wilhelm Grünberg war auch Mitglied
 der Firma "A. Grünberg Söhne" in Weener.
 Im Dezember 1920 wohnte er für ein paar Wochen
 bei seinen Verwandten in Westrhauderfehn.
Damals war er noch ledig.
Am 28. 12. 1920 meldete er sich nach Ihrhove ab.
Dort blieb er bis zum 1. März 1922.
 Bei wem er dort gewohnt hat, ist unbekannt.
 Danach heiratete er und zog in das Haus seines Schwagers
Willy Cohen in Leer in der Bremer Straße 14a, Telefon 491,
 was er später käuflich erwarb.
 Am 1. 4. 1927 eröffnete er dort ein Viehhandelsgeschäft.
Das Haus wurde 1939 "zwangsarisiert",
er konnte aber danach noch mit seiner Familie
bei dem neuen Eigentümer Sinning zur Miete wohnen.  
Wilhelm Grünberg und Frau Henny
- sie war eine Schwester von Philipp Grünbergs Frau Angelica -
 hatten zwei Kinder:
 Frauke und August.
Die Tochter verzog 1939 in das Jugendcamp Ahlem bei Hannover;
die restliche Familie verließ Leer am 28. 2. 1940,
 um der Zwangsdeportation nach Berlin zu entgehen.
 Das Ehepaar Wilhelm und Henny verzog
 nach Essen in die Schützenbahnstraße 54.
 Sohn August wurde in das Jugendlager Groß-Breesen an der Oder aufgenommen.
 Im Jahre 1941 wohnten die beiden Kinder auch in Essen,
 jedoch nicht bei ihren Eltern,
 sondern in der Schlageterstraße 31.
 Frau Henny und die Kinder wurden am 10. 11. 1941
 von Düsseldorf aus ins Ghetto Minsk deportiert,
 wo sie umgebracht wurden.
Wo und wann Wilhelm Grünberg umkam, ist nicht bekannt.  

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B.12.

Sara Grünberg          
* 19.  4. 1894 Jemgum  
+ 14.  8. 1894 Jemgum  

Sara Grünberg verstarb im Säuglingsalter.                              

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Enkelkinder (C)


Zu B.1.

C.1.

Hugo Grünberg                   oo         Klara Israel
* 11. 03. 1896 Bremen                      * 25. 05. 1911 Marburg
+ 28. 07. 1942 Minsk                       + 28. 07. 1942 Minsk  
  08. 09. 1948 für tot erklärt               08. 09. 1948
                                             für tot erklärt


Hugo Grünberg führte nach dem Tod von Adolf Grünberg
 im Jahre 1933
als Handlungsgehilfe den Produktenhandel seines Vaters weiter.
Er wurde zusammen mit seiner Frau Klara
 und der Familie seiner Tante Rahel
 am 18.11.1941 nach Minsk deportiert,
 wo beide umgebracht wurden.

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C.2.

Marianne Grünberg          oo     Carl Katz  
* 31. 10. 1901 Bremen             * 14. 09. 1899 Osterholz-Scharmbeck
+                                 + 14. 02. 1972 Bremen?

Als Adresse des Ehepaares ist sowohl die Parkstraße 1 angegeben,
als auch das Haus der Eltern
bzw. Schwiegereltern in der Isarstraße 33.
 Da Carl Katz von Beruf Kaufmann war,
 hat er vielleicht mit Adolf Grünberg zusammengearbeitet.
 Das Ehepaar hatte eine Tochter Ingeborg verheiratete Berger.
 Sie war von Beruf Schneiderin und Kontoristin.
 Nach der Pogromnacht im November 1938
 wurde Carl Katz vorübergehend im KZ Sachsenhausen inhaftiert.
 Die gesamte Familie Katz und Rosa Grünberg
 wurden am 23.7.1942 nach Theresienstadt deportiert.
 Während Frau Rosa dort bald verstarb,
 überlebten ihre Tochter,
 ihr Schwiegersohn und ihre Enkeltochter das KZ.

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Zu B.2.

C.3.

Caroline Lilly Weinberg - Siehe Familienübersicht WEINBERG  C.8.!   

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Zu B.3.

C.4.

Abraham/Albert Grünberg            oo          Liesel van de Brande   
* 29.  5. 1922  Weener                         *                      
+ 12.  9. 1988  Dieren? NL                                               


Albert Grünberg zog Mitte Januar 1933
 mit seinen Eltern von Weener
nach Leer in die Bremer Straße 13 um.
 Er besuchte um die Zeit
das heutige Ubbo-Emmius-Gymnasium in Leer.
 1934 musste er das Gymnasium verlassen,
nachdem er schon zuvor geraume Zeit von Lehrern
 und Mitschülern drangsaliert und ausgegrenzt worden war.
 Er musste u.a. allein auf einer Schulbank sitzen
 und bei einem bestimmten Lehrer das Horst-Wessel-Lied
 auf Lateinisch auswendig vorsingen,
wenn der es für angebracht hielt.
 Im April 1936 erkundigten sich seine Eltern
 nach einer Ausbildungsmöglichkeit für ihn
 beim Flüchtlingskomitee in Amsterdam
und stellten einen Antrag bei der Ausländerbehörde
 für eine Übersiedlungserlaubnis zu Verwandten
 in Amsterdam zu Ausbildungszwecken.
Dem Antrag wurde auch stattgegeben,
 und es wurde ihm sogar erlaubt,
einige Möbelstücke mitzunehmen.
Dieses Vorhaben ließ sich aber offensichtlich nicht realisieren,
 denn am 17. 6. 1936 siedelte Albert
 in ein Jugendcamp nach Berlin-Niederschönhausen über,
 wo Jugendliche auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitet wurden.
Im Januar 1939, als seine Eltern schon in Zutphen/Holland wohnten
und sein Großvater Jacob Schönthal nach Aurich verzogen war,
 hielt er sich wieder in Leer auf,
 in der Mühlenstraße 75.
Er bezeichnete sich damals als "Schlosserlehrling".
 Nachdem er die letzte elterliche Wohnung aufgelöst hatte
 und sogar etliches Mobilar
mit Erlaubnis der NS-Behörden zollamtlich für den Umzug
hatte abfertigen lassen können,
folgte er seinen Eltern nach Holland.
                                        Während der deutschen Besatzungszeit
 wurde er nach Auschwitz deportiert,
wo er dank eines "Kapo",
der ihn aus dem Berliner Jugendcamp kannte,
beim "Kanada-Kommando" untergebracht wurde.
 Dieses Arbeitskommando musste u.a. nach der Ankunft der Züge
 in Birkenau das von den Deportierten in den Waggons
 zurückgelassene Gepäck zur Weiterverwertung ins Lager bringen.
Trotz strenger Bewachung ließ sich dabei ab und zu
etwas Essbares organisieren,
 so dass es Albert Grünberg ermöglicht wurde,
 die "Auschwitz-Hölle"
und den sich anschließenden "Todesmarsch"
über Buchenwald, Flossenbürg und Dachau zu überleben.
Nach dem Krieg heiratete er Liesel van de Brande.
 Das Ehepaar ließ  sich in Dieren bei Zutphen in Holland nieder.
 Von den Kindern wanderte
ein Sohn mit seiner Familie nach Kanada aus.
Sohn Max wohnte 1995 mit Frau Ivonne und seinen Kindern in Israel.
Mit seiner Frau Liesel
besuchte Albert Grünberg im Jahre 1987
 während einer Begegnungswoche die Stadt Norden.
 Dort entdeckte er an dem Haus Nr. 3
in der ehemaligen Judenlohne in einen Ziegelstein eingeritzt
 den Namen seines Großvaters Jacob Schönthal.
1985 hatte das Ehepaar im Rahmen der Begegnungswoche
 schon die Stadt Leer besucht.
 Zum zweiten Treffen in Leer 1995
 erschien Frau Liesel dann allein.
Mit dabei waren allerdings Sohn Max und Schwiegertochter Ivonne aus Israel.
 Seit 1999 wohnt Frau Liesel in Amsterdam.

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Zu B.5.


C.5.

Daniel/Dagobert Cohen              oo              Lini  N. N.    
* 22.  1. 1914 Leer                                *   
+         2000 Emmen    

Daniel Cohen - auch Dago gerufen - wurde Viehhändler
 und arbeitete im Geschäft seines Vaters Willy Cohen.
Er floh mit seinen Eltern und Geschwistern
 im Oktober 1937 nach Holland.
Während der deutschen Besatzung
wurde er dort von Holländern versteckt
und überlebte den Holocaust.    
Er wohnte in Nieuw-Amsterdam, Wijkstraat 99, bei Emmen.
 Auf dem Begegnungstreffen der ehemaligen jüdischen Bürger der Stadt Leer
 im Jahre 1985 reiste er alleine an;
zum Treffen 1995 brachte er Frau Lini mit.      

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C.6.

Frieda Cohen    
* 9. 9. 1916 Leer
+ ca. 1980 laut Joh. Röskamp

Frieda Cohen meldete sich 1935 für ungefähr einen Monat nach Hannover ab.
 Im Oktober 1937 reiste auch sie mit ihren Eltern
 und Geschwistern nach Holland und überlebte den Holocaust,
 indem sie untertauchte.

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C.7.

Resi Cohen                     oo             Benni Samson
* 22.  7. 1918 Leer                           *


Resi Cohen wohnte vom Januar bis September 1937 in der Auricher Gegend.
Im Oktober 1937 reiste sie ebenfalls
 mit der übrigen Familie nach Holland.
Sie überlebte den Holocaust in einem Versteck
 und wohnt heute in Emmen/Holland.
Sie kam zum Treffen der ehemaligen jüdischen Bürger im Jahre 1995 nach Leer.   

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C.8.

Alfred Cohen                    oo                Herma  N. N.    
* 12. 11. 1925 Leer                               *               
+     02. 2003 Emmen / NL    
# 04. 02. 2003 Emmen / NL

Alfred Cohen war ein Nachkömmling.
Er reiste auch im Oktober 1937 mit seiner Familie nach Holland.
 Er ist allerdings auf der Liste von Johannes Röskamp nicht aufgeführt.
 Er wurde - wie seine Geschwister - während der deutschen Besatzung
 von holländischen Christen versteckt
 und überlebte die schlimme Zeit.
Nach dem Krieg wurde Alfred Cohen ein angesehener Viehhändler
und wohnte mit Frau Herma in Emmen/Holland, Mohlenstraat 7.
Dem Ehepaar wurden drei Söhne geboren:
Bert, Simon und Willy,
die auch in den Niederlanden leben.
Zum Begegnungstreffen in Leer 1985
kam er mit Frau Herma angereist,
 und auf dem Treffen 1995 in Leer
wurde das Ehepaar zusätzlich vom Sohn Simon begleitet.
Die Nachkommen von Alfred Cohen
und die der Schwester Resi Samson sorgen auch dafür,
dass die Gräber Ihrer Urgroßeltern Cohen
 und die der Familie ihres Urgroßonkels Nachum Cohen
 auf dem jüdischen Friedhof in Loga gepflegt werden
 und in Erinnerung bleiben.

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Zu B.6.

C.9.

Arnold Grünberg                     oo           Vicky  N.N.  
heute: Arnold Green    
* 10. 12. 1921 Weener   


Arnold Grünberg zog 1925 mit seiner Familie nach Rheine.
 1937 musste er das Gymnasium verlassen.
 Im jugendlichen Alter von sechzehn Jahren
 schlug er sich über Holland und Belgien bis in die Schweiz durch.
 Von dort aus konnte er in die USA emigrieren.
 Er wohnt heute in Kalifornien
und hat seinen Familiennamen den dortigen Verhältnissen angepasst.
Während der "Woche der Begegnung" in Weener im Oktober 1988
besuchte Arnold Green seine ehemalige Heimatstadt,
 wo er mit seiner Familie Am Hafen 9 gewohnt hatte.
 Mit dem Sprecher der Arbeitsgruppe "50. Jahrestag Synagogenbrand",
 Fritz Wessels, ist er seitdem freundschaftlich verbunden.
 Er war schon vorher in Weener gewesen
 und hielt anlässlich des Begegnungstreffens in Leer 1985
 dort einen Vortrag in der Realschule.
 An dem Treffen 1995 in Leer nahm er mit Frau Vicky teil.
 Er setzte sich bisher erfolglos dafür ein,
 dass die Hindenburgstraße in Weener,
 die ihren Namen in der NS-Zeit erhielt
und die heute immer noch so heißt,
wieder ihren alten Namen "Westerstraße" bekommt.
                

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C. 10.

Senta Grünberg                  oo                  N.N.
*     
+

Senta Grünberg lebt wie ihr Bruder mit ihrer Familie in Kalifornien.

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Zu B.7.

C.11.

Arthur Grünberg                    oo                Grete  N.N.   
heute: John Arthur Gilbert     
*  8.  9. 1920 Leer   


Nachdem Arthur Grünberg im Jahre 1935
ein knappes halbes Jahr in Herverst-Dorsten gewesen war,
machte er sich am 31. 5. 1937 nach Berlin auf,
um in einem Jugendcamp ausgebildet zu werden.
Es steht zu vermuten,
dass er mit einem Jugendtransport nach England ausreisen konnte.
 Später ist er dann von dort nach Australien ausgewandert.
 Er hat den englischen Namen John Arthur Gilbert angenommen,
 weil deutsche Namen nach der NS-Zeit
 fast überall auf der Welt verpönt waren.
Er lebt heute mit seiner Ehefrau Grete in Adelaide.
 Das Ehepaar hatte 1985 und 1995 die weite Reise
 zu dem Begegnungstreffen nach Leer nicht gescheut.

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C.12.

Ruth Grünberg
*  7. 1. 1923 Leer     
+ verschollen in Minsk

Ruth besuchte das heutige Teletta-Groß-Gymnasium in Leer
 und verließ am 22. 9. 1933 diese Schule.
 Nachdem sie sich 1938 schon in Peine
um eine Stelle bemüht hatte,
gelang es ihr im Juli 1939,
in die Gartenbauschule Ahlem bei Hannover aufgenommen zu werden,
wohin sie sich am 17. 7. 1939 in Leer abmeldete.
1941 wohnte sie wieder bei ihren Eltern in der Schützenbahnstraße 54 in Essen.
 Am 10. 11. 1941 wurde sie mit ihnen zusammen
 und mit ihrer Schwester Elfriede von Düsseldorf aus
 ins Ghetto Minsk deportiert,
wo sie offensichtlich umgekommen ist.

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C. 13.

Elfriede Grünberg
*  5. 5. 1927 Leer     
+ verschollen in Minsk

Als im Frühjahr 1940 die meisten Juden Ostfriesland verlassen mussten,
 wurde Elfriede am 22. 2. 1940
mit einem Kindertransport in ein jüdisches Kinderheim
 nach Hildesheim geschickt.
Später wohnte sie wieder bei ihren Eltern in Essen,
Schützenstraße 54.
Am 10. 11. 1941 wurde sie mit der gesamten Familie
 - bis auf Arthur - von Düsseldorf aus
ins Ghetto Minsk deportiert, wo sie umgekommen ist.  

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Zu B.8.

C.14.

Ruth Heilbronn                   oo                   N.N. Foster
* um 1920 Lingen               um 1946


Ruth Heilbronn war ein sehr aufgewecktes Mädchen
 und trieb gern Schabernack mit dem jüdischen Lehrer Moses Speier
 während des nachmittäglichen Religionsunterrichtes.
 Anlässlich der Feierlichkeiten
zum 50jährigen Jubiläum des Synagogenbaus in Lingen
 im Jahre 1928 gehörte sie zu den Blumenmädchen,
 die u.a. das Lied "Die Blümelein, sie schlafen..." vortrugen
 und dafür viel Applaus bekamen.
 Auf einem Foto,
das am 7.1. 1998 in der Emszeitung veröffentlicht wurde,
 guckt sie recht keck in die Kamera.
 Als 1938 die Synagoge in Flammen aufging,
 wohnte Ruth schon nicht mehr bei ihren Eltern,
 sondern in Berlin.
Im Dezember 1941 begleitete sie ihre Eltern
 freiwillig in die Deportation ins Ghetto Riga.
 Während diese dort umkamen,
 überlebte sie den Holocaust
und kehrte im August 1945
 in ihre Heimatstadt Lingen zurück.
 Dort lernte sie ihren Ehemann Foster kennen,
 einen Arzt der polnischen Besatzungstruppen.
 Mit ihm wanderte sie 1947 nach Großbritannien aus,
wo sie heute mit ihrer Familie lebt.


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Zu B.9.

C.15.

Diedrich/Dieter Weinberg - Siehe Familienübersicht WEINBERG C.10. !

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C.16.

Frieda/Friedel Weinberg - Siehe Familienübersicht WEINBERG C.11. !

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C.17.

Albrecht/Alwin Weinberg - Siehe Familienübersicht WEINBERG C.12. !

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Zu B.11.

C.18.

Frauke Grünberg  
* 20.  9. 1923 Leer
+ umgekommen im Holocaust
  vom Amtsgericht Leer für tot erklärt

Frauke Grünberg ging am 7. 6. 1939 nach Ahlem bei Hannover,
wohin ihre Cousine Ruth Grünberg ihr nach kurzer Zeit folgte.
 Später wohnte sie in Essen wie ihre Eltern,
jedoch in der Schlageterstraße 31.
 Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder August
 wurde sie am 10. 11. 1941 von Düsseldorf aus
ins Ghetto Minsk deportiert, wo sie umgekommen ist.

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C.19.

August Grünberg  
*  1. 1. 1926 Leer
+ umgekommen im Holocaust
  vom Amtsgericht Leer für tot erklärt

August Grünberg meldete sich am 28. 2. 1940 in Leer ab
 und reiste ins Jugendcamp Groß-Breesen an der Oder,
 wo seine Verwandten Frieda und  Albrecht Weinberg
 schon im Jahr zuvor aufgenommen worden waren.
 Seine Eltern verließen Leer am gleichen Tag
und zogen nach Essen,
wo August später auch wieder wohnte,
allerdings in der Schlageterstraße 31,
wie seine Schwester Frauke.
Am 10. 11. 1941 wurde er zusammen mit ihr
und seiner Mutter von Düsseldorf aus
ins Ghetto Minsk deportiert.
Dort ist er offensichtlich umgekommen.

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Die Daten dieser Familienübersicht entstammen folgenden Quellen:


Grab- und Gedenksteine auf den jüdischen Friedhöfen
 Leer, Loga und Weener

Standesamt Jemgum, Geburtsregister, Sterberegister  

Standesamt Weener, Heiratsregister

Einwohnermeldeamt Rhauderfehn, Melderegister

Bundesarchiv Koblenz

Akte des Wiedergutmachungsamtes
bei dem Landgericht Aurich Nr. WgA 76/49

StA Aurich Rep 16/1 Nr. 4412 und Rep 16/2 Nr. 1602

Grundbuch von Westrhauderfehn, Band XVIII, Blatt Nr. 680

Liste des Arbeitskreises "50. Jahrestag Synagogenbrand Weener"

Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens,
 Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen - Heft 37 -
von Günther Rodenburg und Karl-Ludwig Sommer, Bremen 2006

Es geht tatsächlich nach Minsk -
Zur Erinnerung an die Deportation von Bremer Juden
am 18. 11. 1941 in das Vernichtungslager Minsk,
Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen - Heft 21 - 2. Auflage 2001

Gedenkboeken der Oorlogsgravenstichting des Lagers Westerbork

Johann Olthoff,Erinnerungen an die jüdischen Familien in Weener,
 Weener 1979

Johannes Röskamp,
Genealogien der jüdischen Gemeinde Leer/Ostfriesland
 von ca. 1800 - 1945, Leer 1984

Johannes Röskamp, Zur Geschichte der Juden in Leer, Leer 1985

Johannes Röskamp, Synagogen - Schulen - Friedhof - Fotos - Varia
betreffs der Judengemeinde in Leer ca. 1630 - 1940, Leer 1984

Dokumentation über den Besuch
jüdischer ehemaliger Mitbürger in Leer - 2. bis 9. Juni 1985

Erinnerungen an den Besuch jüdischer ehemaliger Mitbürgerinnen und Mitbürger
vom 11. bis zum 18. Juni 1995 in Leer - Eine Dokumentation

Woche der Begegnung vom 16. bis 21. August 1987 in Norden

Lina Gödeken, Rund um die Synagoge in Norden, Aurich 2000

Israel Gutman, Enzyklopädie des Holocaust, München und Zürich 1995

Menna Hensmann, Dokumentation "Leer 1933 - 1945", Leer 2001
In diesem Werk sind noch weitere Informationen
 zu der Familie Grünberg zu finden.

Herbert Reyer, Aurich im Nationalsozialismus, Aurich 1993

Fred Schwarz, Züge auf falschem Gleis, Wien 1996

Werner Teuber, Jüdische Viehhändler in Ostfriesland
und im nördlichen Emsland 1871 bis 1945, Cloppenburg 1995

Auskunft von Albrecht und Frieda Weinberg

Auskunft von Sabrina Wolf

Ostfriesland Magazin 12 / 2000

Festschrift zum 150jährigen Jubiläum
 Teletta-Groß-Gymnasium Leer, September 1999

Festschrift : 100 Jahre TuS Weener 1885 - 1985

Der Landkreis Leer, Kiel 1932

Emszeitung vom 7. 11. 1998

Ostfriesische Tageszeitung vom 20. 7. 1935, Beilage  

Grenzlandzeitung "Rheiderland"
vom 8. 6. 1985 / 29. 9. 1987 / 30. 8. 1988 / 1. 10. 1988

Verzeichnis der Einwohner nach Gemeinden alphabetisch geordnet
 -  Adressbuch für Ostfriesland 1880/81

Adressbuch für die Ortschaften des Kreises Leer,
des Fleckens Weener und für die Ortschaften des Kreises Weener 1926  

Einwohnerbuch der Stadt Leer-Ostfriesland 1926  

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muslim

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