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Unterdiakon Klaus Collrep kümmert sich seit fünf Jahren ehrenamtlich um die kleine katholisch-apostolische Gemeinde. Nur 15 Mitglieder zählt die Kirchengemeinde in Leer. Kaum jemand kennt ihre kleine Kirche in derAnnenstraße.Foto: Ulrichs

“Wir sind eine aussterbende Gemeinde”

 Katholisch-apostolische Kirche in Leer hat nur noch wenige Mitglieder

Bischöfe und Priester gibt es nicht mehr in der Gemeinschaft

Von Stefan Ulrichs (aus: OZ v. 11.8.2000)  

Leer. Von Kirche keine Spur. Die Frau aus dem  Kiosk schüttelt den Kopf. Eine Kirche? Gibt es hier nicht. Glaubt sie. Sie irrt sich. Ein paar hundert Meter weiter steht die Kapelle. Ein kleines Gotteshaus mit Turm und Kreuz oben drauf. "Katholisch-apostolischen  Gemeinde", steht auf der goldenen Tafel am Eingang. Nicht groß, nicht überwältigend. Eher wie ein Ärzteschild. Was sich hinter der Kapelle verbirgt, wissen wenige. Manche vermuten eine geheimnisvolle Sekte, andere  hart gesottene Katholiken.

   Beides stimmt nicht. Die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft sind Christen. Sie schreiben sich nicht den Katholiken oder Protestanten zu, sondern stehen für die  Einheit der Kirche ein. "Wir sind aus einer ökumenischen Bewegung heraus entstanden", sagt Unterdiakon Klaus Collrep, der sich seit fünf Jahren ehrenamtlich um die kleine Gemeinde in Leer kümmert. Für ihn steht fest: "Es gibt nur eine Kirche: die christliche Kirche." Unterdiakon Klaus Collrep hält alles bereit für den einen Tag. Den Tag, an dem Jesus Christus zurückkommt.

   Die Gemeinde  in Leer, bereits 1888 gegründet, gehört zur Muttergemeinde Bremen. Diese ist als kirchlicher Verein organisiert. Gehört somit keiner Landeskirche an. Kirchensteuer gibt es nicht. "Dafür zahlen wir jeden Monat zehn  Prozent des Einkommens", sagt Collrep und zeigt auf den Opferstock in der Kirche. In diesen Kasten kommt das Geld hinein. "Das ist völlig anonym."

   Für die Katholisch-Apostolischen Gemeinden gibt es im Gegensatz zu den Katholiken keine Heiligen. Auch der Papst spielt keine Rolle. "Wir sehen ihn höchstens als Bischof in Rom an. Mehr nicht." Die heilige Schrift  zählt. Die Ansichten der Kirchengründer, der Apostel, sind wichtig. Eine große Rolle in der katholisch-apostolischen Kirche spielt auch die Hoffnung auf Jesus' Rückkehr.

Fünfmal in der Woche hält Collrep  Gottesdienst in der kleinen Kapelle ab. Viele Leute kommen nicht. "Manche sind alt, andere haben das Interesse verloren", sagt der Unterdiakon. Nur 15 Mitglieder zählt die Kirchengemeinde in Leer.

    Die Kapelle unterscheidet sich kaum von anderen christlichen Gotteshäusern. Es gibt Taufstein, Kanzel und Altar. Vorne stehen mehrere Gebetsstühle. Die Fenster bestehen aus buntem Mosaikglas und christlichen Symbolen. Ein Topf mit Weihwasser hängt an der Wand.

Als Unterdiakon darf Collrep allerdings keine eigenen Predigten schreiben. Er liest alte vor. "Unser Schrank ist voll von alten Schriften", erzählt der 66jährige. Es kommen keine neuen Texte hinzu.    Denn Predigten verfassen dürfen nur Bischöfe, Priester und Diakone.

   Damit weist Collrep auf ein Problem hin: Nur die zwölf Apostel aus England konnten Bischöfe und Priester einsetzen. Der letzte Apostel aber starb vor 99 Jahren. Und somit wird es keinen Bischof- und Priesternachwuchs geben. Auch neue Predigten entstehen nicht mehr. "Wir sind eine aussterbende Gemeinde."

   Doch an ein Ende der Glaubensgemeinschaft glaubt Collrep nicht. Er hofft auf den einen Tag, an dem Jesus Christus wieder  auf die Welt kommt. "Wir sind bereit für diesen Augenblick."

Die Geschichte...

...der  katholisch-apostolische Kirche beginnt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England. Die christliche Kirche ist gespalten und die Christen sind gleichgültig. So jedenfalls sehen es zwölf Männer. Unter ihnen sind Rechtsanwälte, Abgeordnete und Geistliche der anglikanischen und presbyterianischen Kirche. Sie fühlen sich berufen, einen neuen Weg zu gehen. Sie werden Apostel genannt. Der zwölfte wird am 14. Juli 1835 berufen.

   Das Ziel der Männer ist es, für die Einheit der Kirche einzutreten. Sie scheitern aber an vielen Stellen mit ihren  Forderungen. Die Apostel reisen Ende der 30-er Jahre des 19. Jahrhunderts durch eine Vielzahl christlich geprägter Länder. Die Männer gründen Gemeinden in Europa und Amerika. Sie fordern den Austritt aus den angestammten (christlichen) Kirchen aber nicht.

   Noch heute werden die bestehenden christlichen Kirchen als "Kirchenabteilungen" gesehen. Die Anhänger der Glaubensgemeinschaft berufen sich auf den Katechismus von 1854. Dieser betont ausdrücklich: "Die Kirche ist die Versammlung aller, die an den Herrn Jesus Christus glauben und nach seinem Gebote getauft sind (...)"