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Was aus den Juden in Jhrhove wurde

Hermann Adams sichert Kapitel längst vergessener Heimatgeschichte

   Es ist - vor allem in kleineren Gemeinden - zumeist das Verdienst verantwortungsvolle Laien, der Ortsund Heimatgeschichte nachzugehen und so wichtige Bestandteile der Historie vor der Haustür zu sichern. Hermann Adams aus Jhrhove (59) hat sich abermals in die Phalanx derer eingereiht, die für sich in Anspruch nehmen können, die Gegenwart zu bereichern und der Nachwelt Bedeutendes zu hinterlassen: Mit seiner jetzt herausgekommenen Broschüre "Juden in Jhrhove - Was aus ihnen wurde. Zwar hat es in der Overledinger Hauptgemeinde nie eine jüdische Gemeinde gegeben. Wohl aber hatten sich hier einige jüdische Familien angesiedelt und im heimischen Gewerbe ihr Auskommen gehabt. Ihren Spuren ist Adams mit Hingabe nachgegangen - nicht nur in der unmittelbaren Umgebung, sondern auch in den Niederlanden, zu deren angrenzendem Osten intensive Verbindungen mit den wenigen Juden Jhrhoves bestanden haben.

   In zahlreichen Archiven beiderseits der Grenze hat der engagierte Heimatforscher seine diesbezüglichen Recherchen unternommen und seine Ergebnisse akribisch festgehalten.

   Herausgekommen ist ein Werk, das ob der Fülle seiner Daten und Zusammenhänge eines weitestgehendst vergessenen Kapitels Ortsgeschichte einen überaus positiven Eindruck hinterläßt. Es geht der Entwicklung der spärlichen jüdischen Bevölkerung nach, beschreibt die Ortsgeschichte jüngerer Zeit und beantwortet eingehend die Frage, warum bis 1916 nur noch eine einzige jüdische Familie, die von Abraham und Rosa Nerden, in Jhrhove gelebt hat.

   Doch damit hat die Judaica der jetzigen 3400-Seelen-Gemeinde nicht ihr Ende: Am grauenvollen Schluß dieser Abhandlung stehen die mörderischen Nazijahre mit ihrem Vernich-tungsfeldzug. 14 Juden, die in Jhrhove geboren wurden oder dort gelebt haben, sind in Konzentrationslagern gewaltsam zu Tode gekommen.

   Ein Jahr lang hat Hermann Adams an seiner Schrift gearbeitet. Ihr ist ein interessierter Leserkreis zu wünschen - wie er schon bei den vorherigen Darstellungen über die "Jhrhover Weideteilung" (1997) und die "Weideteilung Ihren (1999) registriert  werden konnte.

   Die Broschüre "Juden in Jhrhove" (Selbstverlag, 62 Seiten, 13 Abb.) kostet 18,50 Mark und ist beim Verfasser, bei Fokken und in der Gemeinde Jhrhove; sowie bei Schuster und im Taraxacum, Leer, erhältlich. -   Albrecht Schreiber (im GA v. 7.7.2000)

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Hermann Adams hat ein Buch "Juden in Jhrhove" geschrieben

Die Jhrhover Juden kamen aus Holland herüber

(Aus: OZ v. 21.7.2000)

pik Jhrhove. Getränkehändler Hermann Adams interessiert sich nicht nur fürs Geschäft. Auch für Geschichte. "Gab es Juden in Jhrhove?" Wie oft hat er diese Frage gehört. Und konnte sie selbst nicht beantworten. Hier und da erzählten die Leute mal was, aber eben nichts Genaues. Die Frage ließ Hermann Adams nicht mehr los. Er ging auf Spurensuche und fand die Antwort. Sie steht in seinem neuen Buch.

   Es gab Juden in Jhrhove. Nicht viele, und sie blieben nicht dauerhaft dort wohnen. Von denen, die eine Zeitlang in Jhrhove wohnten oder im Ort geboren wurden, kamen viele auf grausame Weise um - in den Vernichtungslagern der Nazis. So wie Gustav E. Nerden, als dessen Geburstdatum Hermann Adams den 18. Februar 1905 ermittelte. Todesdatum: 5. Dezember 1942, KZ Auschwitz.

   Bei der Suche nach Spuren der Jhrhover Juden stieß Hermann Adams durch Zufall auf den ersten nennenswerten Hinweis. In einem Register der Ostfriesischen Brandkasse von 1879 fand er unter Nummer 96 den folgenden Eintrag: Haus des Salomon de Levi (vorher Johannes Leling), Brandkassenwert 4500 Reichsmark, wahrscheinlich 1878 erbaut. De Levi - ein jüdischer Name. Hermann Adams hatte einen Anfang. Er folgte der Spur in die Geschichte, die ihn durch Archive führte und nach Holland. Von dort kamen-nämlich die Juden, die sich in Jhrhove niederließen, genauer aus dem grenznahen Gebiet um Pekela herum.

   Die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts: Hermann Adams beschreibt seinen Heimatort Jhrhove als aufstrebenden Verkehrs- und Handelspunkt, der nach dem Bau der Eisenbahnlinien Westfalen-Emden und Groningen-Oldenburg einen Aufschwung erlebte. Einen Aufschwung, der auch Juden aus Holland anzog, die sich niederließen und überwiegend als Viehhändler tätig waren.

Doch im Laufe der Zeit wurde Leer der beherrschende Marktort, und die Juden zogen dorthin. "Nach 1911 lebte nur noch die jüdische Familie Nerden in Jhrhove", schreibt Hermann Adams. Die Nerdens hatten ein Haus im heutigen Tjücher Weg und einen Betrieb, eine Rahmen- und Leistengroßhandlung.

   Die Nazis kamen an die Macht, Familie Nerden zog weg, ging nach Holland. Doch auch dort waren die Juden nur eine Zeitlang sicher. Der Krieg kam, die Deutschen besetzten das Nachbarland, und vom Deportationslager  Westerbork rollten die Züge nach Osten in die Vernichtungslager. Viele dieser Züge fuhren auf der Linie Groningen-Oldenburg - und durch Jhrhove, wo die Waggons manchmal auf dem Abstellgleis gestanden und die Anwohner die Schreie der in den Waggons eingesperrten Menschen gehört hätten. So ist es Hermann Adams berichtet worden.

   Das Buch "Juden in Jhrhove" ist in der Buchhandlung Fokken in Jhrhove und im Rathaus zu bekommen.

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Hermann Adams veröffentlichte ein Buch über die Juden, die in seinem Heimatort Jhrhove gelebt haben.                      Foto: Mario Rauch

Auch Jhrhover Juden starben in Konzentrationslagern

(Aus: Sonntags Report vom 2.6.2000)

    Das Aufarbeiten der Heimatgeschichte ist in Ostfriesland nicht immer ganz einfach - zumindest, was die Geschichte der Juden betrifft, die hier gelebt haben. Das mußte auch Hermann Adams aus Jhrhove feststellen. Jahrelang lebte er in dem Glauben, daß in seinem Heimatort nie Juden gelebt haben. Bis er bei Recherchen das Gegenteil herausfand. Adams forschte weiter und setzte die Puzzlestücke der jüdischen    Tradition    des Westoverledinger Ortes zusammen - mit dem Ergebnis, daß der Hobby-Historiker nun ein Buch mit dem Titel "Juden in Jhrhove" herausbrachte.

   "Ich habe mit vielen älteren Leuten in Jhrhove gesprochen, doch keiner wußte etwas von Juden in unserem Ort", sagt Adams. Tatsächlich: Während der Nazi-Zeit von 1933 bis 1945 lebte kein Jude in Jhrhove. Die letzte Familie flüchtete im September'33 aus dem Tjücherweg. Das fand Adams durch Recherchen heraus. Doch das reichte dem   Hobby-Historiker  noch nicht. Er wollte ein Gesamtbild und besuchte deshalb zahlreiche niederländische sowie deutsche Behörden.

     Monatelang ging er bei Organisationen, Stadtverwaltungen und Archiven ein und aus. Und es hat sich gelohnt. So fand Adams beispielsweise heraus, daß die ersten Juden 1876 nach Jhrhove kamen und daß mehrere gebürtige Jhrhover Juden in unterschiedlichen Konzentrationslagern wie Auschwitz oder Sobibor starben. "Viele der Namen stehen noch heute auf den Lagerlisten des Deportationslager Westerbork in Holland. Dort entdeckte ich mehrmals ´Jhrhove' als Geburtsort der deportierten Juden. Da sollten eigentlich jedem Jhrhover Schauer über den Rücken laufen", sagt Adams. Der Hobby-Historiker will aber "nicht angreifen, hetzen oder anklagen". Vielmehr will er "das damalige Geschehen im Bewußtsein erhalten und überhaupt erst einmal bekannt machen". Adams weiter: "Denn ich glaube nicht, daß es viele Einwohner von Jhrhove gibt, die wissen, daß gebürtiger Jhrhover in Konzentrationslagern umgebracht wurden."

   Das Buch "Juden in Jhrhove" von Hermann Adams ist in Leer im Taraxacum und in Jhrhove bei Fokken erhältlich. mr