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Heinrich Reents aus Leer feiert heute seinen 90. Geburtstag Gebürtig stammt der Autor aus Ostrhauderfehn. Viele seiner plattdeutschen Geschichten handeln von den Menschen in seiner Heimatgemeinde. GA-Foto: Schneider-Berents Heinrich Reents aus Leer feiert heute seinen 90. Geburtstag Die Vergangenheit in der Erinnerung bewahren Seit über 20 Jahren Verfasser plattdeutscher Geschichten Von Christine Schneider-Berents (GA v. 6.1.2001) LEER. Seit über 20 Jahren werden auf der Seite Van Dit un Dat im General-Anzeiger seine plattdeutschen Geschichten veröffentlicht. Seine Bilder sind fester Bestandteil der Ausstellungen, zu deren Besuch der Kunstkreis Rhau-derfehn einlädt. Gemeint ist Heinrich Reents, der am heutigen Sonnabend ein ganz besonderes Ereignis feiert - seinen 90. Geburtstag. Als Autor, Maler und Grafiker ist er den Menschen im Overledingerland sehr gut bekannt - auch wenn er seit Jahrzehnten in Leer lebt. Wie war es noch zu jener Zeit, als die Hauptstraße von Ostrhauderfehn mit Steinen gepflastert war, Torfschiffe auf der Ostwieke gemächlich dahinzogen und weiße Klappbrücken zum Ortsbild dazugehörten? Wo im Ort gab es eine Schmiede? Was verbindet Familie Berents mit Familie Hin-richs? Für Heinrich Reents ist es ein Leichtes, diese Fragen zu beantworten. Auch wenn er schon seit langem nicht mehr in Ostrhauderfehn lebt, seiner Heimatgemeinde fühlt er sich nach wie vor verbunden. Das spiegelt sich nicht nur in seinem Interesse an der Ortsgeschichte wider, sondern auch in den vielen plattdeutschen Geschichten. Denn die handeln meist von jenen Zeiten, als die Dorfentwicklung ihren Anfang nahm. In seinen Erzählungen widme er sich ganz bewußt der Vergangenheit, erklärt Heinrich Reents. Seiner Ansicht nach sei es wichtig, beim Blick in die Zukunft das Gewesene nicht zu vergessen. Jüngere Generationen sollten wissen, wie es einst in ihrem Ort ausgesehen habe. Sie sollten wissen, was die Menschen vor ihnen zu leisten gezwungen waren. Heinrich Reents wurde am 6. Januar 1911 geboren. Sein Elternhaus stand an der 2. Südwieke und hatte die Hausnummer 26. Der Vater arbeitete beim Wasserbauamt in Emden. Die Mutter kümmerte sich um die kleine Landstelle und ihre drei Kinder. Heinrich Reents besuchte erst die Volksschule an der Hauptstraße in Ostrhauderfehn, später die Volksschule im Untenende beim Friedhof. Seine Lehrer hießen Saul und Evers. Wie sein ältester Bruder, so wäre Heinrich Reents nach dem Besuch der Volksschule gerne zur See gefahren. Der Wunsch seiner Mutter jedoch war ein anderer. Ihr Sohn wurde auf der Privatschule in Westrhauderfehn (die spätere Gemeindemittelschule) angemeldet. Anschließend besuchte er das Gymnasium in Leer. Von dort ging es, Anfang der 30er Jahre nach Kiel an die Hochschule für Lehrerbildung. Zwei Jahre später legte er dort die l. Lehrerprüfung ab. Seine erste Stelle trat der Junglehrer in Wiesmoor an. Als der Krieg ausbrach, wurde auch Heinrich Reents als Soldat verpflichtet. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft konnte er wieder seine Arbeit als Lehrer aufnehmen. Zehn Jahre vermittelte er den Kindern an der Volksschule in Tichelwarf das geistige Rüstzeug. Dann wechselte der Pädagoge an die Volksschule in Möhlenwarf, deren Rektor er wurde. 1976 wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Seither widmet sich Heinrich Reents seinen Hobbys. Dazu gehören die Malerei und das Anfertigen von Grafiken. Er ist Mitglied des Kunstkreises Rhauderfehn und Mitbegründer des Grafischen Vereins in Leer. Und: Zu den Hobbys zählt eben auch das Schreiben plattdeutscher Geschichten. |
Ameisen Von Heinrich Reents, Loga (GA v. 5.5.2001) Mien Frau un ik satten bi 't Tee up de Terrasse. Dat was moi Weer. De Sünne schiente van d' Hemel, un do sachen wi, dat dor in eene Tour Müggen na boven flogen. "Dat is ja sünnerbar", see ik to mien Frau, "dat mutt ik mi doch eben bekieken". Ik gung na buten un do sach ik, dat wassen gien Müggen, ne, dat wassen Miegelkes, wat seggen ok Mieghamels of Miegheemkes. Dat krimmelte un wimmelte um een Lock tüsken de Stenen. Paar von hör wassen dorbi, de harren richtige Flögels. De annern flitzten um hör to. Seker maakden se hör klaar för de Hochtied. Nettso as dat bi Brut un Brüdigam för sük geiht. De Hochtied fieren se bi moje Weer boven in de Lücht. Froher wussen de Buren all besched: "De Miegelkes flegen, denn gifft dat moi Weer." Wenn nu de Miegelkes wer na unnen kommt, sünd se wiet weg van hör olle Nüst, un se mutten sehn, dat se en neje "Staat" maken. Wenn man over all dat nadenkt: Wat brengt de Natur doch all mit sück. Is dat nich en Wunner? All de Miegelkes hebben gien Flögels. Se hebbt woll lüttje Been un könen ok ganz flink krupen, aber wiet komen se dormit nich. Mit Flögels aber könt se overall henkomen. Wo weten nu aber de Miegelkes, dat dat moije Weer gifft? Bi Regen un Schlechtweer flegen se nich. Un nu noch een Frag: Worum heten se Miegelkes? Miegen is sovöl as sprützen, un dat doont se ok, wenn se in' t Kniep komen. Se bieten toe un spritzen en Säure, de brannt, dat man van hör oflett. In d' Medizin bruken de Minsken de Säure ok, un de word is ok na hör benömt: "Ameisensäure"! |
Bi de Dreihposte in Osterfehn Heinrich Reents, Leer (GA v. 4.8.2001) Vör en paar Dagen was ik weer 'nmaal in de 2. Wieke up 't Osterfehn. En Wieke is dat ja nich mehr. Dorum mutt dat vandage "Kirchstraße" heten. Wor fröher dat Deep was, susen nu de Autos över de Straat. Dat gifft kien Deepskante mehr, wor wi fröher an Sömmeravenden faken satten to budden un mit de Nahbers klönden. Dat Weer weer denn so lau un still, un de Fleddermusen segelten over dat Water, wor se de Müggen am besten fangen kunnen. Vandage is dat ja beter. Man kann even över de Straat flitzen na de Nahber tegenöver, wenn dor kien Auto kummt. Fröher mussen wi, wenn wi na de anner Sied wullen, över de Dreihposte gahn. Bi uns was dat de "Ammermannsposte", wiel de dor wohnten. De Poste weer man small un ollere Lü wassen sük dor nich ganz seker. Dat weer domaals vör uns Kinner ganz anners. De Poste weer en "Anziehungspunkt" vör uns Kinner. Overall kunn man dor herumturnen an 't Tjück un an de Poste. Sömmerdags klautertem wi dorup un sprungen van dor boven in dat Deep. Swemmen kunnen wi all. Lehrt harrn wi dat up de Schaaphucksdör. So richtig swemmen deen wi ok nich. Mit dat "Hundjen" kunnen wi uns över Water hollen, un na de Unnerwaal weer dat nich so wied. Wenn dor nu en Schipp dör de Poste wull, dreihten wi de Poste off. Dat kunn wesen, dat dor en Muttschipp, en Pogge (dat weer de lüttje Tjalk) of en grote Seetjalk ankeem. De lüttje Schepen gungen dor ganz good dör de Poste. Bi de grote Seetjalk was dat wat anners. Wenn Schipper Lammert Thoben mit siene Seetjalk dor dör wull, gung dat um Zentimeters. He muss denn good uppassen, dat he nargens anstött. Dat Schipp wurr ok rüggels trucken. De lüttje Schepen kunnen woll in de Swoijesteen umdreihen, aber bi dat grode Schipp gung dat nich. Wenn he denn weer torügg keem, kunn he weer liekut fahren, mit de Bookspriet na vörn. Motor harr domaals dat Schipp noch nich. Dat muss noch mit Seils fahren, of mit de Lien treidelt worden. Wenn dat Schipp keem, lag dat deep in 't Water. Faken harr Thoben dor Backstenen in, de he von Karkbörgum holt hett, wor domaals noch de Tichelejen wassen. Vör dat Offdreihen van de Dreihposte kregen wi denn een Groschen of en paar Pennings, de de Schipper denn in en Torf stook un bi uns an de Waal smeet. |
Up de Örgelböhn Heinrich Reents, Leer (GA v. 6.10.2001, Seite M5) Bi de Vertellsels, de up Platt schrieven is, kummt dat dorup an, dat dat, wat west is, nich verloren geiht. Wenn wi dat swart up witt hebben, kann man sük later daar en Bild van maken, wo dat froher togahn of west is. So gung dat ok Heinrich Reents ut Leer, as he över de Kark up 't Osterfehn schreev: In mien Kinnerjahren gaff dat nich so völ Offlenkungen as vandage. De Karke stunn damals völ mehr in de Middel- punkt un dat Denken un Lewen van de Mensken, un de Pastor - dat was damals Pastor Hickmann - harr völ Ansehn. Wi Kinner harren grote Respekt vör hum. Wenn ik as lüttje Bödel mit Oma na ´d Kark gung, satten wi ganz vör, dicht bi de Kanzel. Oma weer old un kunn nich mehr so good hören. Dat Slimmste weer, dat ik immer still sitten muß. Van de Preken van Hickmann up de Kanzel hebb ik nich völ verstahn. He preekde ja ok hochdütsk, un wi proten in Huus immer platt. Aber hören un sehn kunn ik allerhand. Vör uns stunn de Altar un daarover de grote, hoge un bunte Glasbiller in de Fensters. Wenn ik mi denn umdreihte, kunn ik de Rügge van de Örgelspöler sehn. Van daarut klung de Örgel over de ganze Karklü. Noit hebb ik vergeten, wenn Hauptlehrer "Oll Harms" mit de Schoolkinner an Wiehnachstsavends daar boven up de Örgelböhn mehrstimmig dat Wiehnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen" sung. Later harren wie meesttieds na de Karktied "Kinnergottesdeenst", un dat was ok boven up de Örgelböhn. De lag ja over de Karkingang. Wi krabbel- ten denn de Trappens hoch un settden uns up de Banken, de daar stunnen. Wi mussen so allerhand Stückjes ut de Bibel utwennig herseggen. Un wenn Pastor Hickmann up de Örgel spölen wull, muß een van uns de "Balken treden". De Balken satt achter an de Mür. Dör uns Gewicht mussen wi de Balken up un daal drücken, dat Pastor Hickmann ok "Wind" bi dat Spölen harr. Man kunn dat ja nich sehn. Dat was all offklett, aber dat mutt woll so 'n Blasebalg west hebben as bi de Schmidt- Baas in d' Schmee. Wenn mi daar boven satten, was de Kark ganz leeg un de Örgel klung ganz anners, as wenn de Kaark vull Lü was - so kold un leeg. |
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