St. Amandus enthüllt Geheimnisse
Kirchengeschichte in Aschendorf soll bis in das neunte Jahrhundert reichen
Aschendorf (hjh) Vorsicht muß man walten lassen, will man den mittelalterlichen Teil der Aschendorfer St.-Amandus-Kirche betreten, denn hier haben Archäologen ihre Zelte aufgeschlagen und die Kirche in eine Grabungsstelle verwandelt. Etliche Zeichen markieren Fundstellen von historischer Bedeutung, Gräben durchziehen den Innenraum und insgesamt sieben Mitarbeiter suchen beharrlich nach Beweisen für die Existenz einer Kirche in der Frühphase der Christianisierung in Aschendorf.
"Unser Ausgrabungsleiter Gerhard Stahn ist selbst schon ein Teil des Bodens geworden", berichtet Dr. Jörg Eckert, Bezirksarchäologe der Bezirksregierung Weser-Ems. Eckert benennt die Grabungen als die derzeit wichtigsten, "für die wir uns richtig ins Zeug legen". Noch bis in den November hinein würde die Archäologie dort dominieren und versuchen die Geschichte dieses Kirchenstandortes zu rekonstruieren.
Möglich geworden waren die Arbeiten im Rahmen der Sanierung der Amandus-Kirche. Der Innenraum des mittelalterlichen Teils ist völlig ausgeräumt worden und der Boden wurde entfernt, so daß der alte Zustand wieder hergestellt werden konnte.
"Deutliche Anzeichen gibt es dafür, dass vor der ersten urkundlich erwähnten Kirche aus dem 13. Jahrhundert an diesem Standort schon mindestens drei weitere Holzkirchen gestanden haben müssen, von denen die beiden älteren abgebrannt sind", berichtet Stahn von seinen Erkenntnissen. Das interessante daran sei, so Stahn, dass unter den Holzkirchen noch zwei weitere Zeithorizonte zu finden seien, von denen aber noch nicht zu sagen sei, ob sie von weiteren Kirchen oder von alten Siedlungen herrühren würden.
Bei den Grabungen stößt der Archäologie-Trupp immer wieder auf Gräber, die mit größter Vorsicht behandelt werden und nur dann entfernt werden, wenn wichtige Funde davon abhängen. Anschließend werden die Bestattungen wieder im Kirchen- raum niedergelegt. "Mehrere Hundert Gräber befinden sich im Innenraum der Kirche", machte Stahn das Problem deutlich.
Die Haupttätigkeiten bei der Suche nach Fundstellen seien, so Stahn, die Arbeit mit Schaufel und Karre. Unter Scheinwerfer- licht würden einige der Mitarbeiter den losen Sand durch Siebe rieseln lassen, um so auf Relikte längst vergangener Zeit zu stoßen. Fündig geworden seien sie schon einige Male. Darunter Münzen, ein Rosenkranz, altes Porzellan und Sargbeschläge. Allerdings finde man in Kirchen deutlich weniger Gegenstände als beispielsweise in alten Siedlungen, die ausgegraben werden. "Nach Abschluß der Grabungen wird der Kirchenraum, der jetzt vom neueren Teil der Kirche getrennt ist, wieder aufgefüllt und mit einem neuen Boden versehen"
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